Diskussion zum Vortrag von Armadeo Sarma am 23.6. , Veranstalter GKPN

28.06.2021 09:50 (zuletzt bearbeitet: 04.07.2021 16:32)
#1
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Zur Info: Ich habe mit Eva abgeklärt, ob ich diese Mail ins Forum stellen darf

Im Anschluss an den Vortrag von Armadeo Sarma schrieb Eva folgende Mail und brachte ihre Fassungslosigkeit zum Ausdruck:

Hallo Herr Schulze, hallo Wolfgang,
es hat jetzt doch eine Weile gedauert, bis ich in die Lage gekommen bin, meine Fassungslosigkeit angesichts dieses Vortrags zu artikulieren. Etwas hat mich die ganze Zeit gestört, aber ich konnte es nicht fassen, nicht benennen und keiner der anderen Zuschauer konnte das ausdrücken.Ganz in der Manier eines kenntnisreichen Ingenieurs wurde in neutralen Worten der Technik und der Diagramme der Untergang dessen beschrieben, was wir heute als "unsere Welt" verstehen. Das "schlimmste" Wort, das einzig negative Wort, war "Stress", und als ich nach der Bedeutung fragte, eigentlich eine bildhafte Erklärung erwartete, wurde geantwortet wie gehabt. "Stress" bedeutet sich verschlechternde Lebensbedingung in unserer jetzigen Welt. Übersetzt heißt das weniger neutral: Unbewohnbarkeit ganzer Landstriche, ja ganzer Länder, eine schleichende und massive Verschlechterung der Lebensbedingungen in der Welt mit Massensterben durch Verhungern, Unmöglichkeit Pandemien zu verhindern, die Zusammenbruch jeglicher demokratischer Systeme, Schreckensherrschaften usw. Ein Schreckensszenario kam da ganz locker daher. Wen wundert es, dass die Menschen nach so einem Vortrag leicht diese "Vision", die so verschwommen bleibt, in den Hintergrund drängen können und die Wirtschaft - und hier wurde es wirklich ekelhaft - ihre Vorgehensweise weiterhin beibehalten kann. Und die gute alte Atomwirtschaft wird wieder ausgegraben, ist ja eh schon wurscht, aber da könnte man doch noch ein bisschen Geld verdienen, solange es noch geht. Und wer denkt nicht gern an sich, das Ende ist ja irgendwann ohnehin nicht aufzuhalten - Gau oder Verhungern, wir haben die Wahl.
Das sollten sich Humanisten nicht antun. Ich unterstelle den Vortragenden nicht, dass sie sich bewusst sind, welches Täuschungsmanöver sie da inszeniert haben, glauben vielleicht, dass ihre Aufklärung sehr wertvoll ist und hilfreich. Sie sollten Philologen und Ethiker fragen, bevor sie dieses Thema in der Öffentlichkeit abhandeln. Ich fürchte, wenn man "Bilder" der Zukunft beschreiben und Daten nennen würde, könnte ein Umdenken in der Gesellschaft vielleicht bewirkt werden. Hier tut die Wissenschaft den Menschen keinen Gefallen, denn sie lässt ihn im wahrsten Sinne des Wortes "dumm sterben", die Vortragenden und ihre Nachkommen gehören auch dazu. Das scheint man gar nicht auf dem Schirm zu haben.
Viele Grüße
Eva Beier


Wenn der Mitschnitt des Vortrags veröffentlicht wird, dann ergänze ich den Link.


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03.07.2021 11:55 (zuletzt bearbeitet: 08.07.2021 18:40)
avatar  Scottie
#2
Sc

die Links zu aktuellen Sendungen, die vor Atomkraft warnen, sind mir beim Versuch, sie in die Rubrik Filme etc. zu setzen, abhanden gekommen.
Wird ein andermal nachgeholt, wenn ich sie wieder finde.


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09.07.2021 12:57
#3
Li

Mich hat die Reaktion von Eva ein wenig verwundert und verstand ihre Wahrnehmung auch nicht ganz. Hätte der Vortrag noch eindringlicher, warnender sein sollen, mit apokalyptischen Scenarien, wie sie teilweise von Eva angedeutet wurden? Oder hätte er sich mehr mit notwendigen Maßnahmen des drastischen Klimaschutzes befassen sollen?
Ich glaube Sarma wollte in seinem Vortrag weder verharmlosen noch die Gefahren eines drohenden Weltendes aufzeigen, sondern durch wissenschaftliche Analyse die Entwicklung und die gegenwärtige Situation objektiv darstellen und dabei auch gefährliche Tendenzen verdeutlichen. Ich habe ja dann in einer Nachfrage auf das Problem der "Kipppunkte" hingewiesen, das er nicht angesprochen hat, das aber wichtig ist, weil es bewusst macht, dass der Klima-"wandel" (besser: -krise) nicht linear so weitergeht, sondern bei Überschreitung der 2°-Grenze Teilsysteme kippen können, d.h. instabil werden können, und dabei das gesamte Klimasystem durch gegenseitige Beeinflussung in einen nicht mehr prognostizierbaren Zustand geraten kann. Was dann passiert kann kein wissenschaftliches Scenario ausmalen, es kann zu extremen Situationen kommen, die regional auch durchaus zu dramatischen Abkühlungen führen können (z.B. Umkehrung der halinen Meeresströmung/Golfstrom).
Ich habe selbst viele Vorträge zum Thema gehalten (in Schulen, VHS, Gewerkschaft usw.) und kenne die Gratwanderung sehr gut, zwischen objektiver Darstellung der wissenschaftlichen Tatsachen (Weltklimarat-IPCC) und der warnenden, angstmachenden Vermittlung möglicher apokalyptischer Entwicklungen. Das ist ja gerade der Vorwurf der Klimaleugner, wir würden wissenschaftlich keineswegs erwiesene Scenarien an die Wand malen und dadurch die Menschen verunsichern. Angst wäre tatsächlich kein hilfreicher Zustand, um wirksamen Klimaschutz zu betreiben.
Hans Joachim Schellnhuber (Physiker, langjähriger Vorsitzender des WBGU/ wiss.Beirat für globale Umweltveränderungen und Leiter des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung) hat sein umfangreiches letztes Buch "Selbstverbrennung" genannt - wahrlich kein hoffnungsvoller Titel - gleichzeitig aber aufgezeigt, dass wir noch vielfältige Möglichkeiten haben, das Schlimmste zu verhindern. Und genau darauf kommt es an: den Menschen Mut zu machen, wirklich etwas Substanzielles zu machen, nicht nur Kosmetik, um eine tatsächliche Wende einzuleiten, statt sich durch Angst lähmen zu lassen oder zu resignieren im Sinne von "nach mir die Sintflut". Und das gilt natürlich für jeden einzelnen Menschen wie für die Gesellschaft und die Politik.
Insofern war der Vortrag m.E. eine realistische Darstellung der Klimasituation und es liegt an uns allen, die Konsequenzen daraus zu ziehen in allen Lebensbereichen vom Privaten, zu Gesellschaft, Wirtschaft, Politik usw.
Erwin Schelbert


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