Orginaltext der British Humanist Association und ein Übersetzungsvorschlag

23.12.2021 12:47
#1
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What is secular Humanism?

The British Humanist Association states that:

"Humanism, is, in a nutshell,:

Putting human beings and other living things at the centre of your moral outlook.
Seeing the world as a natural place and looking to science and reason to make sense of it.
Promoting and supporting human flourishing across all frontiers, and championing human rights for everyone.

and that's about it."

Und eine Übertragung ins Deutsche

Humanismus ist, kurz gefasst:

Den Menschen und andere fühlende Wesen in den Mittelpunkt der ethischen Überlegungen zu stellen.
Die Welt als einen natürlichen Ort zu betrachten und sich auf Wissenschaft und Vernunft zu stützen, um sie zu verstehen.
Die Förderung und Unterstützung des menschlichen Wohlergehens über alle Grenzen hinweg und der Einsatz für die Menschenrechte für alle.


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23.12.2021 12:51
#2
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Bob fomuliert dazu folgenden Einwand

andere Lebewesen ==> andere fühlende Wesen OJE, das geht in der falschen Richtung!
das ist eine Verfeinerung, jetzt nur die fühlenden Lebewesen
Beispiel Umwelt/Klima: In West Virginia betreiben sie "Mountain Topping",
ein Tage(ab)bau von Kohle, der so radikal ist, dass sie einfach ganze Berge kappen.
Bergbau durch Gipfelabsprengung. Aber Berge sind nicht Lebewesen, erst recht keine fühlenden.
Somit interessiert so was keinen Humanisten????
Ich denke eher an unseren Planeten, und langfristiger an die Galaxie.
Nein, das ist im 3. Punkt unten nicht enthalten.


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24.12.2021 14:11 (zuletzt bearbeitet: 29.12.2021 23:00)
avatar  humano
#3
hu

Das ist ein Thema, das mich auch beschäftigt.

Zunächst: Humanismus bezieht sich auf die jetzt und in Zukunft lebenden Menschen, die Menschheit, ungeteilt.
Sonst müßten wir von Speziesismus sprechen.
Seltsam finde ich den englischen Ausdruck: "other living things", wer oder was soll das sein?
Dann wären ja die Menschen auch Dinge?

Ich stelle gegenüber:
Säkularer Humanismus vs. Religiöser Humanismus:
der säkulare bezieht sich nur auf den Menschen, der religiöse auch auf einen Gott, was immer das sein soll.
Säkularer Humanismus vs. Politischer Humanismus:
der säkulare ist umfassender, der politische sieht den Menschen nur unter dem Aspekt des zoon poltikon.
so könnten wir den Begriff Säkularer Humanismus (SK) weiter deklinieren.
SK als feststehender Terminus?

Was meint ihr?
fragt humano


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10.01.2022 12:00
avatar  Uhu
#4
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Uhu

Ja, ein wichtiger Diskussionsstrang, den wir weiterführen sollten, die kurze Formulierung in drei Sätzen erleichtert es! Hier ein paar Gedanken von mir dazu:

(0.) Mit Humano plädiere ich für die erweiterte (bzw. einengende) Überschrift "Säkularer H.", wie ja ursprünglich auch bei Bob. Damit wird gleich die Gedankenverbindung gekappt zum Wischiwaschi-Bildungshumanismus und anderen Ideen.

(1) Satz 1 würde ich ketzerisch kürzen, zugleich aber auch im Sinne von Humano erweitern: "Die heute und zukünftig lebenden Menschen in den Mittelpunkt unseres ethischen Denkens und Fühlens zu stellen!"
(2) In Satz 2 würde ich nur den "natürlichen Ort" besser umschreiben. Wie wäre es mit: "Produkt von Naturprozessen" ?
(3) In Satz 3 die Infinitivform beibehalten: "Menschliches Gedeihen und Wohlergehen über alle Grenzen hinweg zu fördern und zu unterstützen und jede Person in ihrer Eigenart zu respektieren." (das so schwer übersetzbare "human flourishing"!)

zu (2): Wo bleiben da die Tiere, Pflanzen, Bergspitzen?! Ich meine, sie sind doch über Satz 3 (und 2) notwendig mit einbegriffen: Es gibt kein Gedeihen und Wohlergehen für uns ohne eine hinreichend intakte Umwelt. Zwei - sicher hinkende - Beispiele dazu:
(a) Der Gärtner, der die sehr seltene Pflanze "x" anbauen möchte, könnte sich eine Liste machen, was sie alles braucht an Chemie und Energie, um zu gedeihen. Viel einfacher aber schafft er ihr möglichst getreu das Ambiente, aus dem sie stammt. Er wird sich dann mit Hingabe diesem Ambiente widmen - aber eigentlich geht es ihm doch nur um "x".
(b) Ein Portrait-Maler soll die Person "X" verewigen, ist sich aber klar, dass die Art des Hintergrunds und des räumlichen Umfelds mit entscheidend sind für das Gelingen. Zunächst wird er sich also vielleicht mit Liebe diesen widmen. Aber eigentlich ...

zu (3) Sind nicht unsere "Menschenrechte" ein wenig zu einem Knüppel des Westens geworden - oder werden zumindest von anderen Ländern, nicht nur von Diktaturen, so gesehen? Daher der Vorschlag, zu ihrem Ursprung, dem Respekt, zurück zu gehen.


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21.01.2022 21:15
#5
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Danke Bob für diese Fragestellung.

Zunächst habe ich mir selber eine "neutrale" Formulierung für Humanismus überlegt:
Durch die Beschäftigung mit Humanismus werden zwei Fragen beantwortet.
Was ist der Mensch in allen seinen Aspekten und wie sieht menschliches Leben aus?
Wie sieht ein gutes Leben für jeden Menschen an jedem Ort aus?

Neutral in dem Sinne, weil diese Formulierung nicht geprägt ist durch eine weltanschauliche, sprich parteiische Prägung.
Und mit einem Schuss Weltanschauung käme ich zu folgenden Sätzen:
Den Menschen und sein Leben in allen Aspekten ergründen und verstehen.
Sich wahrnehmen als von Leben in Gemeinschaften abhängiges individuelles Wesen, es bedarf stets des Ausgleichs zwischen den eigenen Zielen und den Zielen der Gemeinschaften.
Die Erkenntnis, allen Menschen kommt die gleiche Würde, Respekt und Wert zu, gibt eine zentrale Orientierung für das moralische Urteilen.

Kurze Erläuterungen:
- Ich halte den expliziten Bezug zu Wissenschaft und Vernunft als Erkenntnismethode für nicht wichtig genug, um diese nennen zu müssen
- Menschenrechte sind ein sehr gutes Werkzeug, der zentralen humanistischen Erkenntnis von dem gleichen Wert aller Menschen Geltung zu verschaffen. Brauchen aus meiner Sicht nicht explizit genannt werden.
- Die Abhängigkeit menschlichen Lebens von seiner Umwelt habe ich nur sehr indirekt aufgenommen ("... und sein Leben ..."), aber dennoch ausreichend in meinen Augen
- Die explizite Nennung von Moral finde ich sehr gut und sehr wichtig, deshalb habe ich diesen Punkt aufgegriffen.
- Als Alternative zu "... es bedarf stets des Ausgleichs ..." könnte auch stehen: "... Wesen und stets für eine gelungene Kooperation in den Gemeinschaften aktiv und passiv eintreten".


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23.01.2022 11:52 (zuletzt bearbeitet: 23.01.2022 15:05)
#6
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@Holger

Vielen Dank für Deinen Beitrag, dem ich im Wesentlichen sehr gut zustimmen kann und der wieder hervorragend formuliert ist. Was mir noch wichtig wäre, ist die Einbeziehung der fühlenden Wesen, da sonst die Betrachtungsgrenze dem Wort Humanismus entspricht, aber dieser m.E. dann nicht mehr unserem Erkenntnisstand entspricht und ich diese Grenze als willkürlich gezogen empfinde.

Andererseits: Was hältst Du von dieser These:
- Humanismus als Gesamtes ist sehr vielschichtig und wird durch eine Komprimierung auf wenige Sätze immer "verlieren"
- eine Reduktion auf wenige Sätze sollte sich deshalb bzgl. der Zielgruppe unterscheiden

D.h. in diesem Fall konkret:
Eine für die Allgemeinheit bestimmte Formulierung könnte das oberste Prinzip, die verwendeten Methoden und die Ziele bzw. konkretes Tun umreißen und damit einen Abriss des Gesamten geben.

Natürlich passt ein Einwand, dass sich die Methoden und Ziele aus dem obersten Ziel ableiten bzw. diesem dienlich sein müssen. Ich fürchte, dass ein Leser einer ganz kompakten Darstellung diese Schritte aber nicht gehen wird bzw. falsche Annahmen machen wird.


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