Informationen zum praktischen Humanismus

11.02.2022 15:37
#1
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Wer schon vor dem Termin mit Michael Bauer sich schob vorab zum Thema informieren möchte, hat hier die Gelegenheit dazu:

Weltanschauungspolitische Fragen der aktuellen Legislaturperiode vom 3.2.22
Ein Kommentar von Michael Bauer zu den Chancen der aktuellen Bundesregierung für die humanistische Gemeinde.

https://www.humanistische-vereinigung.de/nachricht/weltanschauungspolitische-fragen-der-aktuellen-legislaturperiode.html

Beitrag in der Corona-Krise aus einer konkret humanistischen Perspektive
Was bedeutet es für M. Bauer, Humanist zu sein?
Gleichstellung Humanisten zu Relgionen in der Realität und notwendige Maßnahmen in der Politik
Ablösung Staatsleistungen
Selbstbestimmung am Lebensende
Studienförderung
Klimakrise und Asylrecht
Schutz für bedrohte HumanistInnen weltweit
https://www.humanistische-vereinigung.de/nachricht/sommerinterview-mit-michael-bauer-2021-das-jahr-der-grossen-krisen-hoffnungen-und-zukunftsentsche.html?tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=318bd68e5141713472cbb79aab33ca79

humanistische Seelsorge
https://www.deutschlandfunk.de/saekulare-seelsorge-ein-gespraech-mit-michael-bauer-humanistische-vereinigung-dlf-022fa561-100.html


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17.02.2022 15:37
#2
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und hier noch ein lesenswertes Dokument zu
Grundlinien einer modernen Religions- und Weltanschauungspolitik
Eine humanistische Perspektive

von Michael Bauer

Dateianhänge

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01.03.2022 00:41
#3
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Bei dem zitierten Text von Michael Bauer könnte ich jedes Wort unterschreiben. Aber Bauers Verhältnis zur Wissenschaft (meine Frage nach seinem Vortrag) hat mich nicht befriedigt. Er sprach z.B. von absoluten Wahrheiten, die Wissenschaft für sich beanspruche, so als ob es nicht Anderes gäbe. Welches Verständnis von den Naturwissenschaften (die meint er wohl im Besonderen) hat er? Dabei werden doch gerade die Naturwissenschaftler durch eigene Anschauung dahin geführt, dass ihr Wissen "Vermutungswissen" (Popper) ist. Sie versuchen die Wirklichkeit zu beschreiben (am besten durch Mathematisierung), aber im Bewusstsein, dass ein Kopernikus, ein Newton und sogar Einstein und viele andere korrigiert werden mussten. Der Physiker kennt das Axiomensystem, auf dem die Maxwell-Gleichungen der Elektrodynamik beruhen, und er weiß, dass es eben nur Axiome und keine "absoluten Wahrheiten" sind. Natürlich haben sich die Beschreibungen bewährt und müssten soweit in einer neuen Theorie approximativ enthalten sein, so wie Newtons Gravitationsgesetze in der Allgemeinen Relativitätstheorie. Aber es sind nur Versuche, sich der Wahrheit anzunähern - Gewissheit gibt es nicht. Oder meint Bauer Chemie und Life-Sciences, die i.a. nicht ganz so tief in der Erkenntnistheorie schürfen, sondern angewandter denken?

Auch Bauers Antwort auf den Einwurf, die Evolution sei eine Tatsache und keine Theorie hat mich nicht befriedigt: Man spricht zwar von der "Evolutionstheorie", aber das ist doch nur der Versuch der Beschreibung einer Wirklichkeit, so wie die Gravitation keine Theorie ist, sondern eine Tatsache, die man freilich erst entdecken musste (nein, nicht den fallenden Apfel, sondern die Fernwirkung auf die Planeten).

Eigentlich dachte ich, dass wir gerade in den erkenntnistheoretischen Punkten, also dem Streben nach "wahren" Aussagen mit Herrn Bauer einig gewesen sein sollten in dem Sinn, dass es immer die Möglichkeit gibt, dass eine Theorie falsch ist und es somit keine absoluten Wahrheiten gibt, geben kann. Aber genau einen solchen Anspruch auf absolute Wahrheiten unterstellte er den Naturwissenschaftlern.


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01.04.2022 13:03
#4
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Inzwischen habe ich das Büchlein "Was heißt Humanismus heute? - Ein Streitgespräch zwischen Joachim Kahl und Michael Schmidt-Salomon" (2007) bestellt und gelesen; denn die unterschwellige Aggressivität Bauers gegen andere Strömungen des Humanismus ließ mir keine Ruhe. Und da erklärte sich Einiges: Bauer ist wohl so etwas wie ein Follower von Joachim Kahl. Auf der anderen Seite Michael Schmidt-Salomon (MSS) von der Giordano Bruno Stiftung. Es ging um das "Manifest des evolutionären Humanismus" von MSS, das Kahl als "Fehlstart" bezeichnete. Dieser Streit verlief für beeindruckend unfreundlich und persönlich, wobei zunächst Kahl in angeblichen Schwächen des Manifests wühlte, worauf MSS mMn recht oberflächlich antwortete, dann wieder Kahl nun seinerseits weniger überzeugend, und schließlich MSS endlich mit einer ausgewogeneren Stellungnahme. Mindestens ebenso lesenswert sind das Vorwort und vor allem das Nachwort des Herausgebers Helmut Fink, Physiker und seinerzeit Vorsitzender des HVD. Er versucht einzukreisen, worum es bei dem Streit gegangen ist. Fink stellt fünf Fragen:
1. Welche Rolle spielt die Naturwissenschaft für Ethik und Menschenbild des Humanisten?
2. Welche Auffassung von Naturalismus ist philosophisch konsequent und humanistisch geboten? (Hier geht es um die Freiheit des Denkens und um die Begriffe Moral und Egoismus.)
3. Welche Rolle spielen politische Ansprüche im Humanismus?
4. Wie ist das aufgeklärte Christentum der Gegenwart zu bewerten?
5. Welches Auftreten humanistischer Vordenker in der Öffentlichkeit ist wünschenswert?
Mit diesen Fragen endet allerdings das Büchlein.


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12.04.2022 13:19
#5
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Leider existieren in unserem Kulturkreis hartnäckige und sorgsam gepflegte Ressentiments der Geisteswissenschaftler gegenüber den Naturwissenschaften. Es ist äußerst schwierig, ja beinahe unmöglich, unter Geisteswissenschaftlern für die Wissenschaftstheorie Karl Poppers zu werben, wonach unsere einzige absolute (Meta-)Gewissheit darin besteht, dass wir niemals auch nur sicher erkennen könnten, im Besitz einer absoluten Gewissheit zu sein, selbst wenn wir zufällig in ihrem Besitz wären.


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12.04.2022 13:22 (zuletzt bearbeitet: 12.04.2022 13:30)
#6
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Was bitte ist denn eigentlich der Glaubensinhalt eines "aufgeklärten Christentums"? Worin lägen die Unterschiede zu einem aufgeklärten Humanismus?

Nach meinem Verständnis geht es dem ursprünglichen Christentum eigentlich hauptsächlich um das "Jenseits" ("Mein Reich ist nicht von dieser Welt", Johannes 18:36). Kann jemand, der für sich in Anspruch nimmt, "aufgeklärt" zu sein, an ein Jenseits im christlichen Sinne glauben?


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12.04.2022 13:49
#7
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Die Evolution (und nicht nur die biologische Evolution) ist genauso eine Tatsache wie die Gravitation. Darwins Theorie der Evolution ist übrigens falsch in dem Sinne, dass wir heute über richtigere Theorien der biologischen Evolution verfügen. Das schmälert aber nicht die Verdienste Darwins um die Evolutionstheorie.

Vor ein paar Jahren sagte es die Referentin eines Vortrags auf dem Symposium zum Darwin-Jubiläum im Planetarium in Nürnberg einmal so: Darwin war kein Darwinist!


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12.04.2022 14:09
#8
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Heute geht eine der größten Gefahren für die Menschheit von einem Missverständnis der biologischen Evolutionstheorie (dem „Darwinismus“) aus, dem schon Charles Darwin unter dem Eindruck von Herbert Spencers Ausdruck vom „survival oft the fittest“ erlag und nach Darwin viele andere wie z.B. Friedrich Nietzsche oder Ernst Haeckel: vom Sozialdarwinismus.

https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialdarwinismus

Der Grund für dieses Missverständnis ist der sogenannte „naturalistische Fehlschluss“, ein logisch unzulässiger Schluss von rein deskriptiven (naturwissenschaftlichen) Aussagen auf eine (vermeintlich logisch zwingende) normative (ethische) Aussage.


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