Gendersensible Sprache

09.12.2020 19:01 (zuletzt bearbeitet: 09.12.2020 19:06)
#1
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Gendersensible Sprache

Das Kompendium "Gendersensible Sprache" (Terminus gefällt mir) ist kostenlos:
https://bdkom.de/sites/default/files/mel...ble_sprache.pdf
Sehr empfehlenswert! Download als .pdf mit 8,6 MB.
Vom Bundesverband der Kommunikatoren (ehem. Bundesverband der Pressesprecher).
Bob


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13.12.2020 22:24 (zuletzt bearbeitet: 14.12.2020 17:42)
avatar  Uhu
#2
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Uhu

RE: Gendersensible Sprache

Danke, Bob-Feuerbach, das ist wirklich ein nützliches "Kompendium"!
Wir könnten doch an diesem Gender-I oder -* im ganz Kleinen das Thema cancel culture vs. neue Sensibilität durchspielen.
Persönlich meine ich, hoffe ich, dass in Privatbriefen, Erzählungen, Gedichten u.s.w. diese Neue Künstlichkeit sich nie durchsetzen wird; etwas anderes ist es in Bekanntmachungen, amtlichen Anschreiben u.s.w., wo es um Fairness gegenüber den Angesprochenen geht.
Aber ich kann mich ja irren, veraltetem Sprachgefühl nachhängen... Zum Beispiel trauern einige Oldies immer noch dem "scharfen s" in "daß" und "Haß" in der alten Rechtschreibung nach, während ich diese Neuerung vor 20 Jahren (echt schon so lange??) mit Freude aufgegriffen habe. (Ich musste jetzt in meinem Duden nachschlagen, ob ich mich da nicht irre bei der alten Schreibweise von Hass!) Könnte es mir in weiteren 20 Jahren ebenso gehen, wenn ich mich daran erinnern werde, dass ein(e?) LeserIn dieses Beitrags sich über meine Unsensibilität beschwert hat?


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14.12.2020 18:03 (zuletzt bearbeitet: 14.12.2020 18:17)
avatar  bob
#3
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bob

RE: Gendersensible Sprache

Danke, Ferdinand, für deine Offenheit und Selbstkritik. Vorbildlich.

> hoffe ich, dass in Privatbriefen, Erzählungen, Gedichten u.s.w. diese Neue Künstlichkeit sich nie durchsetzen wird; etwas anderes ist es in Bekanntmachungen, amtlichen Anschreiben u.s.w., wo es um Fairness gegenüber den Angesprochenen geht.

Aber nein! Dann degeneriert es zu Amtsschimmel und Behördendeutsch. "Hochachtungsvoll", "Mit vorzüglichen Grüßen".
Gerade im privaten Bereich ist es wichtig, dass Mädchen mit Fairness aufwachsen. Bis dass die sich mit Amtsschimmel beschäftigen, ist es zu spät.
Sprache ist das Gerüst, auf dem wir unsere Weltanschauung, unsere Denkstrukturen und unsere Identität bauen. Sensible Sprache fördert sensible Menschen [und Menschinnen] und schützt gegen Diskriminierung. [Den Humor dürfen wir nicht verlieren.]

> Aber ich kann mich ja irren, veraltetem Sprachgefühl nachhängen...

Die ganze Gesellschaft hängt nach.
Gendersensible Sprache versucht VORAUSzudenken statt nachzudenken und nachzuhängen.
Sie versucht, den Weg zu einer gerechteren Gesellschaft zu ebnen.

> Könnte es mir in weiteren 20 Jahren ebenso gehen, wenn ich mich daran erinnern werde, dass ein(e?) LeserIn dieses Beitrags sich über meine Unsensibilität beschwert hat?

Ein ERfolg wäre es, wenn du dich selbst in 20 Jahren über deine damaligen "Unsensibilität" (sic) nur wunderst.

Bob


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15.12.2020 20:24
avatar  Uhu
#4
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Uhu

Hallo Bob,
ich möchte doch auf meiner (unscharfen) Trennung zwischen den Funktionen/Intentionen einer Mitteilung bestehen. Als ich dafür nach Beispielen suchte, habe ich gemerkt, wie selten solche potentiell gender-sensiblen Stellen in erzählerischen Texten sind. Hier aber zwei Beispiele aus der"schönen Literatur", ich habe nur bei Autorinnen gesucht:
Beginn einer Erzählung von Elke Heidenreich: "Die Silberhochzeit von Ben und Alma begann als ein schöner Abend unter guten Freunden." "Generisches Maskulinum" lerne ich aus dem Kompendium. Wird die Heidenreich in Zukunft Freund*innen schreiben? Nein, glaube ich nicht. Sie hätte aber wenigstens Alma zuerst nennen können.
In einer Leseprobe von Lola Randl finde ich: "Seit sie Rentner(!) sind, haben sie eine große Leidenschaft für ihren Garten entwickelt." (Ein altes Paar: Wirklich "Rentner*innen"??) Würde das Selbstbewusstsein von irgendwem gestärkt durch die genderneutralen Worte?
Ein positives Beispiel in deinem Sinne aus dem angloamerikanischen Bereich möchte ich aber auch noch beisteuern, hier aus einem Text des Physikers Lee Smolin: "A system must be part of a larger system that includes the observer and her (!) measuring instruments." Mehrmals so, auch bei anderen Autoren (alle m, die mir jetzt einfallen); jedesmal noch ein kurzes Erstaunen bei mir und gleich danach ein zufriedenes Nicken. - Ist das eine abgesprochene Praxis in den Universitäten?


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