Newsletter des BR vom 3. März: Macht mal anders

03.03.2023 10:24
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#1
hu

https://175149.newsletter.br.de/m/142679...201ad5f8a10c117

LIEBE KULTURFREUNDE
Die Macht, sie hat ja einen jämmerlichen Ruf. Schuld sind natürlich die Mächtigen, die Machtmissbraucherinnen und Missbraucher. Die Ohnmacht scheint überhaupt das omnipräsente Gefühl. Dieser Newsletter soll nun die Machtverhältnisse ein wenig umkehren. Es geht darum, wie einmal im Jahr in einer Brauerei auf einem Münchner Hügel entmächtigt wird. Es geht um jene Macht, die darin liegt, als machtlos wahrgenommen zu werden und um die Macht eines Tiers, die aus reiner Anmut erwächst: das Reh.
Ihr
Maximilian Sippenauer
dreht Filme für Capriccio, ttt und andere BR-Formate.
Macht kurze Radiostücke für die kulturWelt und lange für das Bayerische Feuilleton oder das Nachtstudio.

MACHT DER POINTE
Max Schafroth
Die Macht des Nockherberg sei nicht zu unterschätzen! Droht Maxi Schafroth, als Fastenredner ja so etwas wie Obi-Wan Kenobi des Starkbieranstichs, kurz vor dem großen Derblecken der bayerischen Politelite. Nach zwei Corona-bedingten Absagen und einer Digitalversion findet die Starkbierprobe dieses Jahr wieder in Präsenz statt, live übertragen im BR am 03.03. ab 19:00 Uhr und in der ARD-Mediathek. Zur Einstimmung empfehle ich das Stück meines Kollegen Christoph Leibold. Es ist eine sehr launige Suche nach den dramatischen Wurzeln des Nockherberg im antiken Theater, die zu unerwarteten Erkenntnissen kommt: Unter anderem ist zu erfahren, was der Ex-Finanzminister Theo Waigel über den heutigen Finanzminister Christian Lindner denkt.

MACHT DES WIDERSTANDS
Zweiter Weltkrieg. Paris. Eine junge Frau morst direkt unter der Nase der Nazis wichtige Informationen zum britischen Geheimdienst. Agenten, die diesen Job annehmen, werden meist nur nach wenigen Wochen entdeckt. Der Job ist ein Himmelfahrtskommando. Diese Frau hält fast vier Monate durch. Denn niemand traut dieser zierlichen Frau, die getarnt als Krankenschwester immer so galant unterwegs ist, zu, eine Spionin zu sein. Dann wird sie verraten. Ihr Name ist Noor Inayat Khan, Nachfahrin eines Königs, Tochter des Begründers des Sufismus in Europa, Musikerin, vor allem aber: Idealistin. Maja Das Gupta nähert sich in ihrem Hörspiel "Liberté" dieser weitgehend vergessenen Geschichte einer Widerständigen an. Toll besetzt, tolle Regie.

MACHT DER GLUPSCHAUGEN
Für de meisten dürfte "Bambi" für Disney stehen, und Disney für Kitsch. Tatsächlich stammt die Geschichte vom Rehkitz, das seine Mutter verliert und sich anschließend allein durchschlagen muss, aus der Feder des Österreicher Jägers Felix Salten. Er wollte mit ihr ein Machtwort gegen Forst- und Jagdwirtschaft setzen. Wie sich dessen Bambi-Erzählung von der Disney-Story unterscheidet, und warum allein der glupschäugige Anblick eines Rehkitzes so entmächtigend ist, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe von Capriccio.

MACHT UND MUSIK
Das Geschäft der klassischen Musik gilt als Männerdomäne und als Haifischbecken. In dem Film "Tár" erzählt Todd Field eine "Frauen an die Macht" – Geschichte. Die Dirigentin Lydia Tár schafft es tatsächlich an die Spitze der klassischen Musik. Doch wie der Film zeigen wird, hat der Weg nach oben auch Lydia verändert. In der aktuellen Ausgabe von kinokino erfahren Sie, was diesen Film so besonders macht, und welche deutsche Schauspielerin neben der fantastischen Cate Blanchett zu bestehen hat.

DANN MACHT DOCH OHNE MICH WEITER
Er ist der letzte große Dadaist: Helge Schneider. Ein Freejazzsolo von einem Mann. Schneider kann über Katzenklos, Lottozahlen oder Erdnussflips singen und damit immer noch Hallen füllen. Auf seinem neuen Album "Der letzte Torero" gesellt sich nun zum schneideresken Nonsens auch noch eine ordentliche Portion Bockigkeit. Mein Kollege Roderich Fabian erklärt in seiner Besprechung der Platte, ob es dem Altmeister eher guttut oder schadet, wenn er singt: "Schuld hat immer der Arzt."


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