Der Markt reguliert sich selbst?

10.12.2020 13:30 (zuletzt bearbeitet: 12.12.2020 22:09)
#1
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Podcast "Das philosophische Radio - Der Markt reguliert sich selbst?"

Das Credo Neoliberalismus ist in der Corona-Zeit noch umstrittener, als das seit der großen Finanzkrise schon der Fall war. Was bedeutet der Markt philosophisch gesehen?
Studiogast: Lisa Herzog, Philosophin; Moderation: Jürgen Wiebicke

https://wdrmedien-a.akamaihd.net/medp/po...nmarkt_wdr5.mp3

Wolfgang


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20.12.2020 10:11
avatar  Xerxes
#2
Xe

Wir haben uns einem Kurs an der Hochschule für Philosophie im Rahmen des Themas "Ethik in globaler Perspektive" auch mit Wirtschaft beschäftigt. Mittlerweile werden ja Nobelpreise zu dem Thema vergeben.
Ich glaube, dass es eine freie Marktwirtschaft nur innerhalb eines freien Machtsystems möglich ist. Die Marktkonditionen spiegeln immer in erschreckendem Maße die politischen Verhältnisse wider.
Die Regularien für soziales Verhalten z.B. finden Anwendung im Markt (Gewerkschaften...) Wenn man sich mit Geld alles kaufen kann (außer Gesundheit....) und es erlaubt ist, das auch zu genießen und damit zu protzen, dann spiegelt das die Wertschätzung der Menschen auf der Basis der "Marktertrages", den sie liefern. In Diktaturen kann demnach auch der Markt nicht frei sein, sondern unterliegt strengsten Kontrollen (DDR - BRD). Die Versuche, das zu ändern, finden in der Philosophie und Soziologie statt, Wenn sie nicht durch politische Gegebenheiten gestützt sind, bleiben sie Papierweisheit. Aber es ist immer wieder ein Aufregerthema bei denen, die sich nicht wertgeschätzt fühlen - in finanzieller Hinsicht wohlgemerkt. Und dann kommt das Thema Gerechtigkeit - und, seid mir nicht böse, da landen wir immer wieder im Wald. Aber "man muss sich Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen" - das ist unsere Lebensaufgabe. Und ich glaube, niemand wäre perplexer als wir, wenn unsere Vorstellungen und Träume mal Wirklichkeit würden. Aber es muss ja erlaubt sein.. und das tun wir Gott sei Dank und das macht Spaß, auch wenn man oft das Ergebnis schon ahnt.
Xerxes


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11.01.2021 19:53 (zuletzt bearbeitet: 15.01.2021 10:31)
avatar  Uhu
#3
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Uhu

Dank an Isolde für den schönen und hilfreichen Inhaltsüberblick zum Buch von Lisa Herzog, samt den Fragen, die sie aufwirft. (Doppelt hilfreich für mich, da ich mir nur das eBuch geleistet hatte und so mehr Schwierigkeiten habe, das Wichtigste herauszufischen.) Was mich ein wenig perplex lässt beim Vorgehen der Autorin:
Sie möchte die bekannten (bzw. gefühlten) Mängel des Liberalismus angehen, indem sie uns die "wahren" Dimensionen oder Facetten von Freiheit darlegt. (Liberalismus eben als Lehre vom absoluten Vorrang menschlicher Freiheit gedacht.) Sie erweitert dafür den Liberalismus-Begriff nach links in die Sozialdemokratie (mehr Staat!) und nach rechts in den Kommunitarismus (mehr traditionell-soziale Bindungen!), die beide eigentlich Gegenpositionen zum Liberalismus sind und für Humanisten trotzdem attraktiv bleiben. (Ein Kommunitarier/communitarian ist z.B. der beredsame Rechtsphilosoph Michael Sandel, der mich immer wieder durch seine klugen Gedanken fasziniert. Rechts von den Kommunitariern stehen für mich die ständisch oder religiös Konservativen, so wie links von der Sozialdemokratie der Kommunismus. (Wolf Biermann: "Auch Liberale wer'n wir befrei'n - so soll es sein, so wird es sein, so muss es sein!"))
Ist Lisa Herzogs Programm nicht ein bisschen so, wie wenn eine überzeugte Christin uns unseren Unglauben ausreden wollte, indem sie uns vorrechnet, dass in den verschiedenen Facetten von "Christlichkeit" eigentlich alles das enthalten sei, was wir Humanisten gut finden?
Ferdinand (entschuldigt bitte meine jetzt mit Bobs Hilfe abgeschlossene Identitätskrise!)

Nachtrag am 15.01.: Vorgestern in der Online-Diskussion über das Buch habe ich die Frage gestellt, ob wir denn als Humanisten einverstanden sein können mit Lisa Eckarts 'Freiheit' (= "selbstbestimmtes Leben für alle") als oberstem menschlichen Wert. Für mich fehlt da noch etwas. Was lese ich da jetzt aber unter den "Zielen der Humanistischen Vereinigung" gemäß Satzung?: (Nr. 4) "Die HV fördert die Erkenntnis, dass die persönliche Freiheit und der verantwortliche Umgang mit ihr das höchste Gut des Menschen ist." Diskutabel?


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04.02.2021 16:40
avatar  Guido
#4
Gu

Hallo,

erster Punkt: Gesundheit kann man sehrwohl kaufen. Steve Jobs hatte nach seiner Krebsdiagnose eine spezielle Genaanalyse gemacht und seine Medikamentierung entsprechend eingestellt. Die Formel hier: für 200.000$ gibts ein halbes Jahr mehr Lebenszeit, gar kein schlechter Deal. Wenn mans denn hat.

Aber zum Markt: ich glaube tatsächlich, dass wir eine ordnungsgebende Instanz brauchen, die der sogenannten freien Marktentwicklung Einhalt gebieten sollte. Dieses ist unter dem Begriff "Planwirtschaft" ganz dolle bäh, wir sollten hier also nicht weiter diskutieren.

Aber es ist ja nun mal offensichtlich, wir haben eigentlich nur begrenzt Ressoucen. Jemand sollte sich drum kümmern diese zuzuweisen. Ich stelle mir eine Art Sachverständigenrat mit so weinig BWLern wie möglich vor.

Hach ich bin schon wieder am Träumen.


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