Ansichten, Fragen und Links

17.01.2024 13:01
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#1
hu

Meine Ansichten und Fragen:
Momentan weltweit mehr Hetze gegen Israel und Juden.
Wer hat Interesse an der Diskriminierung Israels?
Warum sind die Proteste gegen Israel und Juden so gewalttätig?
Warum bezichtigt Südafrika Israel des Genozids?
Bei AntiIsraelProtesten in Deutschland gehen Muslime, Linke und Faschisten zusammen.

Einige Links für München

Pro Palästina:
Palästina spricht: https://www.palaestinaspricht.de/
Palästina Forum München e.V. im EineWelthaus: https://www.einewelthaus.de/palastina-komitee-munchen/
Unikomitee Palästina an Münchner Universität: https://www.klassegegenklasse.org/was-is...stina-muenchen/

Pro Israel:
Deutsch-Israelische Gesellschaft e.V. DIG, München: https://muenchen.deutsch-israelische-gesellschaft.de/
Evangelisch-Lutherische Kirche München: https://www.muenchen-evangelisch.de/soli...ung-fuer-israel

humano/ Gerd


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26.01.2024 10:40 (zuletzt bearbeitet: 26.01.2024 10:41)
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#2
hu

Deutsche Welle DW Kompakt: Thema des Tages 24.1.2024
https://p.dw.com/p/4bf0p

Regierung: "Beschämend" hohe Zahl antisemitischer Straftaten

Seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober wurden in Deutschland mehr als 2200 antisemitische Straftaten begangen. Der Antisemitismusbeauftragte beklagt, die Gesellschaft blende diese Taten weitgehend aus.

Der Antisemitismusbeauftragte der Regierung, Felix Klein, und der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, in der Bundespressekonferenz in Berlin:
Die Bundesregierung hat die hohe Zahl judenfeindlicher Straftaten seit dem Hamas-Angriff auf Israel kritisiert. Seit dem 7. Oktober habe das Bundeskriminalamt (BKA) 2249 antisemitische Straftaten erfasst, sagte der Antisemitismusbeauftragte der Regierung, Felix Klein, in der Bundespressekonferenz in Berlin. "Ein erheblicher Teil" sei nicht direkt nach dem 7. Oktober begangen worden, "sondern Wochen und Monate später".

Klein: "Angegriffen, bedroht, beleidigt, in Angst versetzt"
Mehr als 2000 Mal seit dem 7. Oktober seien innerhalb Deutschlands Jüdinnen und Juden "angegriffen, bedroht, beleidigt und in Angst versetzt" worden, sagte Klein. Zudem sei "öffentlich antisemitische Hetze verbreitet" worden. Er sei "erschüttert", dass "das beschämend hohe Niveau" judenfeindlicher Taten dennoch weitgehend aus der öffentlichen Debatte und der Medienberichterstattung verschwunden sei.

Kämpfer der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas hatten am 7. Oktober bei einem beispiellosen und brutalen Angriff auf Israel etwa 1200 Menschen getötet und rund 240 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion begann Israel mit massiven Angriffen auf Ziele im Gazastreifen. Nach jüngsten Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit dem Beginn der israelischen Offensive mindestens 25.700 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet. Die Hamas wird von Israel, den USA, der EU, von Deutschland und anderen Staaten als Terrororganisation gelistet.

Klein verwies auf die Auswirkungen von Antisemitismus auf die in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden. Sie vermieden es, in der Öffentlichkeit Hebräisch zu sprechen, änderten bei Online-Bestellungen jüdisch klingende Namen und überlegten es sich zweimal, ob sie in eine Synagoge gingen. Staat und Gesellschaft dürften jedoch "keine Räume zulassen, in denen Judenhass unwidersprochen bleibt", verlangte Klein. Dies gelte etwa auch für Antisemitismus "unter dem Deckmantel der Kunstfreiheit". Er plädiere dafür, Paragraf 130 im Strafgesetzbuch gegen Volksverhetzung zu reformieren, "damit wir Antisemitismus auch mit strafrechtlichen Mitteln noch besser bekämpfen können."
Ergänzung von humano: §130 Strafgesetzbuch StGB
https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__130.html

Schuster: "Jüdisches Leben weniger sichtbar"
Auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, betonte bei der Pressekonferenz, die Zahlen des BKA seien eine "große und mentale Belastung" für Jüdinnen und Juden - zumal zahlreiche Delikte im öffentlichen Raum etwa auf der Straße passiert seien. Schuster wies darauf hin, dass die Besuche von Gottesdiensten in Synagogen und von jüdischen Veranstaltungen tatsächlich weniger geworden seien. Manche Termine seien ganz abgesagt worden. Die Folge: "Jüdisches Leben ist weniger sichtbar geworden."

Andrea Despot, die Vorstandsvorsitzende der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ), Zentralratspräsident Schuster und der Antisemitismusbeauftragte Klein weisen nach der Pressekonferenz auf die digitale Kampagne "We Remember" zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar hin.

Besorgt äußerte sich auch der Deutsche Lehrerverband. Präsident Stefan Düll sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", dass an deutschen Schulen nach Beobachtungen von Lehrkräften der Anteil der Jugendlichen zunehme, die gesellschaftliche Grundwerte ablehnen. "Hier ein antisemitischer Spruch, dort offen gezeigte Abneigung gegenüber Homosexuellen: Es ist so, dass ein Teil der Schüler an Deutschlands Schulen nicht auf dem Wertefundament des Grundgesetzes steht." Besonders offenkundig seien die Probleme auch an Schulen seit dem 7. Oktober geworden.

Düll: "Zu lange politisch korrekte Scheuklappen"
Nach Einschätzung Dülls handelt es sich dabei häufig auch um Schüler mit muslimischem Hintergrund, darunter selbst solche, die in den vergangenen Jahren nach Deutschland geflüchtet sind. Besonders herausfordernd sei die Lage für Lehrkräfte dort, wo teils mehr als 50 Prozent der Schüler und Schülerinnen einer Klasse eine Zuwanderungsgeschichte haben. "Das anzusprechen hat nichts mit Fremden- oder Islamfeindlichkeit zu tun. Da war man zu lange mit politisch korrekten Scheuklappen unterwegs", so Düll.

Allerdings zeigten auch manche jungen Leute ohne muslimischen Hintergrund ihre Verachtung für die Wertekultur des Grundgesetzes. "Neben zugewanderten gibt es eben auch einheimische Antisemiten oder Rassisten." Solche Schüler bewegten sich teils in einer Parallel-Wirklichkeit, so der Verbandspräsident: "In digitalen Blasen, in Sozialen Netzwerken bekommen sie gespiegelt, dass ein derartiges Verhalten - ob nun homophob, rassistisch, antisemitisch oder sexistisch - vollkommen normal ist." Besonders kritisch sei es dann, wenn es sich um extremistische oder islamistische Influencer handle, die den Kindern und Jugendlichen ihr Weltbild vermitteln.

Düll rief die Kultusminister der Länder dazu auf, Schulen den Raum zu geben für eine zeitgemäße Medienbildung: "Wir wollen aus Schülern emanzipierte Staatsbürger machen. Das umfasst auch, dass sie im Umgang mit Sozialen Netzwerken sensibilisiert werde." forderte der Verbandspräsident. Der Lehrerverband vertritt als Dachverband von vier Mitgliedsverbänden - darunter der Deutsche Philologenverband und der Verband Deutscher Realschullehrer - 165.000 Lehrer in der Bundesrepublik.

humano/ Gerd 26.1.2024


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26.01.2024 22:54
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#3
hu

Menschenrechte, Völkerrecht, Völkerstrafrecht

Im Zusammenhang mit dem Israel-Gaza-Krieg finde ich die Beschäftigung wichtig mit

den Menschenrechten: https://de.wikipedia.org/wiki/Menschenrechte

dem Völkerrecht: https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkerrecht

dem Völkermord oder Genozid: https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord

Zu diesen Themen gibt auch jeweils kurze Videos.

humano/ Gerd


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27.01.2024 21:57 (zuletzt bearbeitet: 27.01.2024 21:59)
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#4
hu

Linke und Antisemitismus
Nicht alle Linke sind Antisemiten
https://edition-tiamat.de/books/nach-dem-7-oktober

Bittermann, Klaus
Martini, Tania
Nach dem 7. Oktober
Essays über das genozidale Massaker und seine Folgen
Edition Tiamat, Berlin, 2024
Critica Diabolis 332
232 Seiten
24.- Euro
ISBN 978-3-89320-316-1

Am 7. Oktober 2023 beging die palästinensische Terrororganisation Hamas das schlimmste Pogrom an Juden und Jüdinnen seit der Shoa. Ob in Be’eri, Kfar Azza oder auf dem Nova Musikfestival – das offene Ziel der Hamas war die Tötung möglichst vieler Juden und Jüdinnen. Ausmaß und Grausamkeit des genozidalen Massakers stellen eine Zäsur nicht nur für Israelis, sondern, wie sich zeigen sollte, für Juden und Jüdinnen weltweit dar. Der vorliegende Band soll dazu beitragen, diese Zäsur zu verstehen. Er versammelt Essays und Analysen, die den politischen Diskurs nach dem Pogrom auf seine Fallstricke und Subtexte hin durchleuchten. Die Autoren und Autorinnen erheben Einspruch gegen den nur offenkundig gewordenen Antisemitismus und die Entsolidarisierung mit Israelis und Juden und Jüdinnen weltweit auch in großen Teilen der Linken.
Welche Narrative prägen diese Entsolidarisierung, warum ist die so genannte Israelkritik vor allem im Kultur- und Kunstbetrieb so verbreitet, was hat es mit der Palästinasolidarität an den US-Unis auf sich, wie nutzt die politische Rechte den Antisemitismus für ihre Zwecke und andere Fragen stehen im Fokus dieses Bandes.

Mit Beiträgen von Doron Rabinovici, Jeffrey Herf, Claudius Seidl, Seyla Benhabib, Volker Weiß, Natan Sznaider, Eva Illouz, Simon Sebag Montefiore, Meron Mendel, Deniz Yücel & Daniel-Dylan Böhmer, Thomas von der Osten-Sacken, Christoph Koopmann & Sina-Maria Schweikle, Kira Kramer, Sofia Dreisbach, Nele Pollatschek, Nikolai Klimeniouk, Detlef zum Winkel, Tania Martini, Deborah Hartmann, Armin Nassehi, u.a.


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27.01.2024 23:18 (zuletzt bearbeitet: 27.01.2024 23:22)
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#5
hu

Jungle World 25.01.2024

Der wachsende Widerwille, an die Verbrechen des Nationalsozialismus zu erinnern
Gegen die regressive Erinnerungskritik
Die Erinnerung an die Nazi-Verbrechen wird kritisiert, und zwar nicht nur seitens der AfD, sondern auch von Linken, die die »German guilt« als Hindernis ansehen, ihrem Israelhass zu frönen.
Von
Nikolas Lelle

Foto: Verbrannte Bücher liegen in der ausgebrannten Bücherbox in der Nähe des Mahnmals "Gleis 17"
Antisemitische Angriffe auf die Erinnerung. Im August 2023 brannte die Bücherbox am Deportationsmahnmal »Gleis 17« in Berlin-Grunewald aus, ein Bekennerschreiben wurde gefunden

Der 27. Januar, an dem die Rote Armee 1945 das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreite, ist seit 1996 Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus.

Das neue Jahr begann in Deutschland, wie das alte endete: mit antisemitischen Angriffen auf die Erinnerung. In Berlin-Mitte wurde in der Silvesternacht das Denkmal zur Erinnerung an die Kindertransporte und die Depor­tation von Kindern im Nationalsozialismus mit einer Zeichnung der al-Aqsa-Moschee beschmiert. Zwei Tage später bemalten Unbekannte in Coppenbrügge in Niedersachsen Stolpersteine mit schwarzer Farbe. In Leipzig wurde eine Gedenkstele zur Erinnerung an die Zerstörung der Geschäftsstelle des jüdischen Fußballclubs SK Bar Kochba während der Novemberpogrome von 1938 geschändet. Das sind keine Einzelfälle, sie fügen sich in eine ganze Reihe von Angriffen auf die Erinnerung.

»Erinnerungspolitischer Klimawandel«
Bereits im Sommer klagte Jens-Christian Wagner, der Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, über tägliche Schmierereien und Sachbeschädigungen. Er sprach von einem »erinnerungspolitischen Klimawandel«: »Antisemitismus, Verschwörungslegenden, Reichsbürgerideologie« würden erstarken.

Nach dem brutalen Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober verschärfte sich die Situation noch einmal. Die Zahl antisemitischer Vorfälle ist seitdem sprunghaft gestiegen, zuletzt wurden zwei Hebräisch sprechende Personen in Berlin-Neukölln tätlich angegriffen.

Foto: «Free Palestine from german guilt» (Befreit Palästina vom Deutschen Schuldgefühl) steht auf einem Banner während der Demonstration «Solidarität mit Palästina» vor dem Auswärtigen Amt
Auch Künstler unter den Protestierenden. Vor dem Auswärtigen Amt, 17. November 2023

Auch vermehrte Angriffe auf die Erinnerung gibt es. Im Oktober wurde in Saarbrücken ein Gedenkstein für die Opfer des Faschismus mit einer Palästina-Fahne bemalt. In Berlin riefen Demonstranten vor dem Auswärtigen Amt: »Free Palestine from German guilt!« Die Parole tauchte schon bei Protesten im Kontext der Kunstschau Documenta 15 auf. Im Januar dieses Jahres sprühte sie jemand an ein Gebäude der Frankfurter Goethe-Universität.

Björn Höcke forderte 2017 in Dresden eine »erinnerungspolitische Wende um 180 Grad«.

Die deutsche Rechte hat seit 1945 stets versucht, das Erinnern an die Shoah und die Verbrechen der Nazis zu bekämpfen. Der Widerstand gegen die Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen und die Anerkennung deutscher Schuld war für die extreme Rechte identitätsbildend. Der AfD-Politiker Björn Höcke forderte 2017 in Dresden eine »erinnerungspolitische Wende um 180 Grad«. Mittlerweile spricht er von einem »singulären Zivilisationsbruch« und meint damit nicht etwa die Shoah, sondern die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki durch die USA. Die AfD will das Gedenken an die Nazi-Verbrechen ersetzen durch ein Gedenken an deutsche Helden – um damit leichter wieder an jene Verbrechen anknüpfen zu können.

Die Correctiv-Recherchen über das Treffen hochrangiger AfD-Politiker mit Neonazis und finanzstarken Unternehmernern im November in Potsdam, um über die Deportation von im Endeffekt Millionen Menschen zu beraten, sorgten für Aufregung. Doch sollten solche Pläne niemanden überraschen, der die erklärten Absichten und die völkische Ideologie der AfD ernst nimmt. Der Kampf gegen die Erinnerung ist nicht nur Schuldabwehr, sondern dient der Vorbereitung neuer Verbrechen.

Schuldabwehr ist anschlussfähig
Seit dem 7. Oktober zeigt sich zudem deutlich, dass diese manifesten Angriffe auf die Erinnerung eben nicht allein aus dem rechten Lager kommen, sondern auch aus vermeintlich progressiven Kreisen. Schuldabwehr ist anschlussfähig. Auch das ist nicht völlig neu, doch so ernst war die Situation lange nicht mehr.

Alle Formen des Antisemitismus laufen auf die Forderungen nach einem Schlussstrich hinaus, weil die Erinnerung an die Shoah im Weg steht, wenn man gegen Jüdinnen und Juden hetzen und handeln will, egal wo sie leben. Und unabhängig davon, von wem der Antisemitismus ausgeht, gibt es immer jene, die ihn kleinreden oder leugnen. Besonders deutlich zeigt sich das in Hinblick auf den israelbezogenen Antisemitismus, der seit dem 7. Oktober in ungekanntem Maß um sich greift.

Obwohl Moses’ Behauptungen von namhaften Shoah-Forscherinnen und -Forschern als völlig unangemessen überführt wurden, war sein Vorhaben von einigem Erfolg gekrönt: Es war ein falscher Text zur richtigen Zeit.

Der israelbezogene Antisemitismus und seine Angriffe auf die Erinnerung werden seit Jahren akademisch gerechtfertigt. Der sogenannte Historikerstreit 2.0 entzündete sich folgerichtig zur Zeit der letzten großen antiisraelischen Massenmobilisierungen in Deutschland im Mai 2021 an einem Essay des Genozid-Forschers A. Dirk Moses. Seitdem behauptet Moses, die deutsche Erinnerungskultur werde von oben oktroyiert, »Hohepriester« würden die Befolgung des »Katechismus der Deutschen« überwachen und dabei palästinensische Positionen ausgrenzen und fälschlicherweise Antizionismus mit Antisemitismus gleichsetzen.

Moses’ damaliger Artikel verbindet bereits den Angriff auf die deutsche Erinnerungskultur mit der Verharmlosung des israelbezogenen Antisemitismus. Dafür wird die These von der Singularität der Shoah mit aller Kraft attackiert. Das Ziel ist klar: Der jüdische Staat soll endlich auch in Deutschland ungehemmt verleumdet und dämonisiert werden können. Obwohl Moses’ Behauptungen von namhaften Shoah-Forscherinnen und -Forschern als völlig unangemessen überführt wurden, war sein Vorhaben von einigem Erfolg gekrönt: Es war ein falscher Text zur richtigen Zeit. Die in den vergangenen Monaten populäre Parole »Free Palestine from German guilt« ist nichts anderes als die zugespitzte Fassung seiner Thesen und damit die Forderung nach der Beendigung des »Schuldkults« – dieses Mal von links.

Historisch falsche Kritik
Sicher ist Moses’ Text ein exzentrischer Tiefpunkt, in die Irre gehen aber auch abgeschwächte Variationen seiner Kritik, die beispielsweise von der Provinzialität der Holocaust-Forschung raunen oder die Erinnerungskultur mit Bausch und Bogen verdammen, weil sie von oben angeordnet werde oder reine Symbolpolitik sei. Solche Kritik ist historisch falsch, weil sie verkennt, dass das Erinnern überhaupt in Deutschland hart erkämpft wurde (und immer noch wird), oftmals von den Betroffenen der na­tionalsozialistischen Verbrechen selbst. Seit den achtziger Jahren wird dieses Erinnern außerdem mehr und mehr »von unten« betrieben, ob an kleinen Erinnerungsorten oder in großen Gedenkstätten. Und politisch ist die von Moses lediglich zugespitzte Kritik fatal, weil die Erinnerung von rechtsextremen Kreisen sowieso schon verfemt wird und nun die Kritik an ihr aus vermeintlich progressiven Kreisen diese Entwicklung auch noch bestärkt.

Gerade jetzt, nach dem 7. Oktober, muss »Nie wieder« heißen, sich solidarisch mit Jüdinnen und Juden weltweit zu zeigen – auch mit denen in Israel.

Daraus muss nicht folgen, sich dem deutschen »Erinnerungsweltmeistertum« anzudienen und die Wiedergutwerdung durch eine institutionalisierte Erinnerungskultur, bestehend aus Sonntagsreden und schönen Worten, kritiklos gutzuheißen. Die sogenannte Aufarbeitung der Vergangenheit muss kritisch begleitet werden, gerade in Zeiten, in denen historisches Wissen erodiert und ein Schlussstrich so laut wie lange nicht gefordert wird. Die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus darf sich nicht in Ritualen und symbolischen Gesten erschöpfen, geschweige denn für moralische Überhöhung über andere instrumentalisiert werden.

»Nie wieder« ist nicht irgendeine Phrase. Zeitigt dieser Imperativ keine politischen Konsequenzen, verkommt er zu einem reinen Akt der Selbstvergewisserung. Gerade jetzt, nach dem 7. Oktober, muss »Nie wieder« heißen, sich solidarisch mit Jüdinnen und Juden weltweit zu zeigen – auch mit denen in Israel.

Eine Linke in Deutschland, die Auschwitz nicht ins Zentrum ihres Nachdenkens über Geschichte und Gegenwart dieses Landes stellt, ist keine. In die Praxis übersetzt heißt das, die Vergangenheit genau zu erforschen und so die Erinnerung zu schärfen. Deshalb gilt es, konsequent mit allen zu brechen, die die Angriffe auf die Erinnerung vorbereiten oder verüben. Egal ob sie AfD wählen oder im Namen einer vermeintlich »legitimen Israelkritik« handeln.


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31.01.2024 20:26
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#6
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mena-watch 31.1.2024: UNRWA Mitabeiter bei Hamas

Wer die Mena-Watch-Berichterstattung auch nur gelegentlich verfolgt, wird sich angesichts des Erstaunens über die neuesten Enthüllungen über eine direkte Beteiligung von UNRWA-Mitarbeitern am Hamas-Massaker vom 7. Oktober wohl nur verwundert die Augen reiben. Das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) soll ein Naheverhältnis zur Hamas haben? Wer hätte das bloß ahnen können?

Nun, eigentlich jeder, der sich auch nur ein wenig dafür interessiert hat, schließlich warnen Kritiker bereits seit Jahren vor diesen Verstrickungen. Um nur schlaglichtartig einige zu nennen:

Das Bedein Center for Near East Policy Research veröffentlichte schon 2009 eine vom Europäischen Parlament finanzierte Monografie, in der die Anfänge der Hamas-Kontrolle über UNRWA-Einrichtungen publikgemacht wurden.
In ihr wird dargelegt, dass der mit der Hamas verbundene Islamische Block bereits im Jahr 2003 dreiundzwanzig der siebenundzwanzig Sitze der UNRWA-Gewerkschaften erringen konnte. 2006 errang sie schließlich alle neun Sitze des öffentlichen Dienstes, zwei der sieben in der allgemeinen Arbeiterabteilung und alle elf Sitze der UNRWA-Lehrergewerkschaft. 2012 war der Hamas-Sieg bei den UNRWA-Gewerkschaftswahlen noch eindeutiger. Dass die UNRWA-Lehrerschaft also ein Näheverhältnis zur Hamas und die Terrororganisation die UNRWA-Schulen und den öffentlichen Dienst fest im Griff hat, kann für niemanden ein Geheimnis sein, der nicht vorsätzlich seine Augen vor diesem Problem verschlossen hat.
Während des Gazakriegs 2014 wurden gleich dreimal in UNRWA-Schulen gelagerte Waffen, Munition und Raketen der Hamas entdeckt. UNRWA-Sprecher Christopher Gunness sagte damals, man habe die Funde den »lokalen Behörden« übergeben, die im Gazastreifen bekanntlich von der Hamas geführt werden. Die Raketen wurden also an jene Organisation zurückgegeben, die zuvor nicht nur mit dem Abfeuern tausender auf israelische Zivilisten das Völkerrecht gebrochen hatte, sondern auch, indem sie Bestände dieser Raketen in UNO-Einrichtungen gelagert hatte.
Nach dem Krieg untersuchte die UNO den Missbrauch ihrer Schulen durch Terrorgruppen wie die Hamas schließlich doch einmal genauer – und kam im April 2015 in einem Bericht zu alarmierenden Ergebnissen. So stellten sie neben den ohnehin bereits bekannten Waffenfunden fest, es sei »sehr wahrscheinlich«, dass bewaffnete palästinensische Gruppen diese Gebäude missbrauchten, um von dort aus Raketen und andere Geschosse abzufeuern.
2017 wurde nicht nur der Vorstand der technischen Abteilung der UNRWA im mittleren Gazastreifen, der sämtliche Infrastrukturprojekte der UN-Organisation in dem Gebiet beaufsichtigte, ins Politbüro der Hamas gewählt, sondern die Nichtregierungsorganisation UN Watch veröffentlichte einen Bericht, der dokumentierte, wie UNRWA-Lehrer »zum dschihadistischen Terror und zum Antisemitismus anstacheln«, unter anderem durch das Verbreiten von Hitler-Porträts und -Zitaten, von martialischen Hamas-Fotos und Videos, die den palästinensischen Terror verherrlichen, sowie von antisemitischen Karikaturen.
Nachdem der damalige UNRWA-Direktor Matthias Schmale während des Gaza-Krieges 2021 in einem TV-Interview einmal die Wahrheit gesagt und die israelischen Luftschläge als sehr präzise bezeichnet hatte, weswegen sie bis auf wenige Ausnahmen kaum zivile Opfer gefordert hätten, nutzte ihm nicht einmal eine nachträgliche Entschuldigung mehr: Die Hamas warf ihn kurzerhand aus dem Gazastreifen und er war seinen Job los.
Wenn Schmale heute also erklärt, ohne eine »pragmatische« Zusammenarbeit mit der Hamas könne man im Gazastreifen keine humanitäre Hilfe leisten, so entbehrt das nicht einer gewissen Komik, weiß er selbst doch am besten, was passiert, sobald man nur ein Jota von der offiziellen Propaganda der Terrororganisation abweicht. »Pragmatismus« bedeutet in Schmales Sicht offenbar, nur ja nichts zu sagen, was der Hamas nicht passen könnte.
Schon angesichts dieser kurzen und rund zwei Jahrzehnte zurückreichenden Aufzählung, die dank der beharrlichen Aufklärungs- und Informationsarbeit von UN Watch geradezu beliebig verlängert werden könnte, müsste also ersichtlich werden, wie absurd es ist, wenn etwa UNO-Generalsekretär António Guterres heute so tut, als fiele er aus allen Wolken, und es als »schockierend« bezeichnet, von der Zusammenarbeit von UNRWA-Mitarbeitern mit der Hamas erfahren zu müssen.

Wie UN Watch-Vorsitzender Hillel Neuer unlängst vor dem US-Kongress aussagte, ist seine Organisation seit neun Jahren damit beschäftigt sei, die UNO über Aufhetzung zu dschihadistischem Terror, Verherrlichung des Nationalsozialismus und Adolf Hitlers sowie Aufrufe zum Judenmord durch UNRWA-Mitarbeiter in Kenntnis zu setzen.

Gänzlich absurd wurde es freilich, als Guterres’ erklärte, jeden UN-Mitarbeiter, der in das Hamas-Massaker vom 7. Oktober verwickelt war, strafrechtlich zur Rechenschaft ziehen zu wollen. Wie will er das denn erreichen? Nach welchem Strafrecht soll das geschehen? Will Guterres etwa Hamas-Terroristen vor die von der Hamas kontrollierten Gerichte in Gaza bringen, um sie dort wegen der im Auftrag der Hamas begangenen Morde anzuklagen?


Alexander Gruber

Mittwoch 31.1.2024

https://www.mena-watch.com/

https://unwatch.org/


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13.02.2024 00:21
avatar  Abood ( Gast )
#7
Ab
Abood ( Gast )

Bleiben wir mal in München:
- Bitte um Beispiele für Hetze gegen Juden - seitens Israel Kritikern? An die Mauern des Heinrich Heine-Gymnasium wurde "kill all Palestinians" gesprüht.

- Bitte um Beispiele für Gewallt auf Proteste gegen Israel ['s Vorgehen]?

- Bitte um Belege für "AntiIsraelProtesten in Deutschland gehen Muslime, Linke und Faschisten zusammen." -

Ich war auf allen Demos in München, nichts von diesen Behauptungen ist wahr. Auf den Demos sind selbst Juden:innen mit Kappa, und werden von allen "umarmt".

Ich sehe eher Hetze in diesem Post --> jeden der Israels faschistische Politik kritisiert wird als "Islamist" oder "Juden-Hasser" stereotypisiert.
Abood


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