3) Die Argumente für eine Langzeitperspektive
https://80000hours.org/articles/future-generations/
Während die meisten anerkennen, dass künftige Generationen bis zu einem gewissen Grad moralisch wichtig sind, gibt es zwei weitere wichtige Prämissen, die unserer Meinung nach wahr sind und unterschätzt werden, die für eine Langzeitperspektive sprechen. Die Prämissen lauten insgesamt:
1. Wir sollten uns um das Leben zukünftiger Menschen kümmern.
2. Die Zahl der zukünftigen Menschen, deren Leben von Bedeutung ist, könnte enorm sein.
3. Wir haben die Möglichkeit, den langfristigen Verlauf der Zukunft zu beeinflussen - ob es in der Zukunft viele blühende Individuen, viele leidende Individuen oder vielleicht überhaupt niemanden geben wird.[4]
Da so viel auf dem Spiel steht, legt dieses Argument nahe, dass die Verbesserung der Aussichten für alle künftigen Generationen eine der wichtigsten moralischen Prioritäten unserer Zeit sein sollte. Wenn wir in der Lage sind, außergewöhnlich viel zu bewirken und das Leben vieler Menschen mit dauerhaften Folgen positiv zu beeinflussen, dann müssen wir das ernst nehmen.
Das bedeutet nicht, dass dies die einzige moralisch wichtige Sache ist – oder dass die Interessen künftiger Generationen so wichtig sind, dass sie die heutige Generation völlig ausschließen. Wir sind mit diesen beiden Behauptungen nicht einverstanden.
Wir sind jedoch der Meinung, dass es klar ist, dass unsere Gesellschaft die Interessen künftiger Generationen im Allgemeinen vernachlässigt. Der Philosoph Toby Ord, Berater von 80.000 Hours, hat argumentiert, dass die Welt – zumindest nach einigen Maßstäben – jedes Jahr mehr Geld für Eiscreme ausgibt als für die Verringerung der Risiken für künftige Generationen.[5]
Da die Argumente für eine Langzeitperspektive unserer Meinung nach im Allgemeinen überzeugend sind, sollten wir im Vergleich zum Status quo viel mehr tun, um sicherzustellen, dass die Zukunft gut und nicht schlecht verläuft.
Es ist auch wichtig zu erkennen, dass die Langzeitperspektive an sich noch nichts darüber aussagt, wie man der Zukunft in der Praxis am besten helfen kann, und dies ist ein im Entstehen begriffener Bereich der Forschung. Langzeitperspektive wird oft mit der Idee verwechselt, dass wir mehr langfristige Planung betreiben sollten. Wir sind jedoch der Meinung, dass es in erster Linie darum geht, die Aussterberisiken der Gegenwart - wie katastrophale Pandemien, eine AI-Desaster, einen Atomkrieg, oder extremer Klimawandel - dringlicher anzugehen [verlinkte Texte sind englisch]. Die möglichen Auswirkungen werden im letzten Abschnitt erörtert.
Doch zunächst einmal: Warum glauben wir, dass die drei oben genannten Prämissen wahr sind?