Humanistische Philosophen

14.12.2020 17:05 (zuletzt bearbeitet: 14.12.2020 17:20)
#1
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Humanistische Philosophen

Ich würde begrüßen: mehr als Vortrag statt Diskussion, einen Überblick über die Philosophen, die zu unserem heutigen Verständnis von Humanismus beigetragen haben.

Das könnten an einem Abend zwei TeilnehmerInnen je einen Philosoph vortragen, gefolgt von Fragen und Diskussion.

Das könnte auch ein/e externe/r Vortragende/r sein (Nürnberg, LM-Uni-MUC, usw.).

Bob


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12.01.2021 22:42
avatar  humano
#2
hu

Ich möchte gerne wissen. was verstehen wir hier in diesem Forum unter Humanismus?
Nachdem ich erst jetzt den Artikel in Wikipedia überflogen habe möchte ich die sechs Richtungen vorstellen und diskutieren.
Offensichtlich liegt die Spanne zwischen der Antike, der christlichen Lehre, dem Existenzialismus und dem Marxismus.
Ist dann Humanismus das gesamte menschliche Denken?
Gibt es dann noch irgend etwas anderes?
Leider habe ich im Moment nicht die Möglichkeit den von Wolfgang vorgeschlagenen Kurs zu besuchen:
den Onlinekurs "So geht Humanismus" der Humanistischen Vereinigung

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Humanismus
Walter Rüegg unterscheidet sechs Richtungen:
der idealistische Humanismus, zielend auf die „harmonische Idealität der griechischen Menschen“ (samt Neubegründung in Werner Jaegers Paideia);
der liberaldemokratische Humanismus dialektischer, positivistischer und pragmatischer Färbung, der den allgemein gebildeten, aufgeklärten und beruflich erfolgreichen Bürger in der modernen Welt im Visier hat;
der marxistische Humanismus, der auf Überwindung der Selbstentfremdung des Menschen durch kapitalistische Arbeitsverhältnisse und Ausbeutung zielt;
der integrale Humanismus, der in seinem Menschenbild die Tradition des Katholizismus (in Form der Vereinigung von antikem Vernunftdenken mit jüdisch-christlicher Gotteskindschaft) mit den neuen Aufgaben in einer säkularisierten Gesellschaft zusammenführt;
der biblizistische Humanismus protestantischer Herkunft, dessen Menschenbild ausschließlich auf die Bibel zurückgreift, dabei aber der Begegnung konfessionell verschiedener Humanismus-Auffassungen Raum gibt;
der existenzialistische Humanismus, der vorgegebene Menschenbilder durchgängig zurückweist, für die freie Entwicklung der individuellen Existenz auf Orientierung aber angewiesen bleibt.[8]


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04.07.2021 18:42 (zuletzt bearbeitet: 04.07.2021 18:43)
#3
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Hallo,
ja, die Frage nach einem gegenwärtigen Verständnis von Humanismus ist eine spannende.
Als ich 2017 anfing, der Frage nach Humanismus nachzugehen, habe ich die folgenden Autorinnen gefunden und z.T. auch gelesen:
- Joachim Kahl: "Weltlicher Humanismus. Eine Philosophie für unsere Zeit."
- Michael Schmid-Salomon: "Manifest des evolutionären Humanismus"
- Cancik / Groschopp / Wolf (Hrsg.): "Humanismus: Grundbegriffe"
- Julian Nida-Rümelin: "Humanistische Reflexionen"

Bisher leben alle Autorinnen noch, sind also nach meinem Verständnis Gegenwartsphilosophen.
Ich habe diese Bücher ausgesucht, weil die Autorinnen mit dem Versprechen das Buch geschrieben haben, zu erklären, was sie unter Humanismus verstehen und haben es auch eingehalten.
Die Einteilung von Walter Rüegg, von "humano" zitiert, ist ja etwas anders gelagert. Ich verstehe diese Einteilung von W. Rüegg eher im Sinne einer historischen Betrachtung. Es verhält sich in etwa so, wie bei dem Eintrag zum Renaissance-Humanismus in der deutschen Wikipedia. Hier wurde eine Gedankenströmung nachträglich und nicht von den Autorinnen selbst mit dem Etikett "Humanismus" versehen.
Ich halte die Unterscheidung von Eigenerklärung und Fremdetikettierung für relevant.
Meine persönliche Arbeitsdefinition von Humanismus lautet: Beim Humanismus geht es um alles was Menschen tun und denken (auch historisch, auf allen Kontinenten) immer verbunden mit der Suche nach Antwort auf die Frage, wie sieht ein gutes Zusammenleben von allen Menschen aus.
Dieses Verständnis halte ich für sehr umfassend, gemäß dem Ausspruch des römischen Dichters Terenz (* um -190) "Ich bin ein Mensch, nichts Menschliches ist mir fremd".
Wichtig ist mir eben auch das normative Element meiner Arbeitsdefinition "Gutes Zusammenleben von allen Menschen".
Durch das identifizieren von Elementen für ein gutes Zusammenleben, kann ich diese auch bei Menschen wiederfinden und dies - gemäß meinem humanistischem Verständnis - bei allen Menschen gleichermaßen. D.h. potentiell kann in meinen Augen jeder Mensch humanistisch handeln.
Anders gesagt, ich möchte mit meiner Arbeitsdefinition von Humanismus keinen Vorschub leisten für eine Gruppenbildung, gemäß dem Motto "Hier sind wir, die Humanisten, dort sind die anderen". Dieses Gruppen bezogene Denken halte ich für überholt und für überwindbar.
Neben dieser Arbeitsdefinition finde ich noch folgendes für essentiell zum Verständnis von Humanismus: "Humanismus bedeutet die Erkenntnis, dass jedem Menschen der gleiche Status zukommt." Sinngemäß hat dies Julian Nida-Rümelin gesagt. Die Besonderheit ist hier die Betonung auf Erkenntnis der Gleichwertigkeit aller Menschen.
Nachzuhören bei dem Vortrag "Die politische Dimension des Humanismus": https://www.youtube-nocookie.com/embed/MngHrOEbJ1Q


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