Profil und Angebote einer humanistischen Organisation

15.12.2020 09:01 (zuletzt bearbeitet: 15.12.2020 21:57)
#1
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Profil und Angebote einer humanistischen Organisation

Persönlich halte ich eine humanistische Einstellung für wünschenswert für die Gesellschaft.

Ein ausreichende Vertretung dieser Einstellung in der Gesellschaft nehme ich aber nicht wahr. Gemäß Rückmeldungen aus der Politik liegt viel daran, dass es kaum organisierte HumanistInnen gibt und deshalb die Interessen von HumanistInnen nur als die einer gesellschaftlich nicht relevanten Minderheit wahrgenommen werden.

Zugegebener Maßen erfolgt eine Vertretung spezifischer, humanistischer Einzelwerte durch spezialisiertere Organisationen wie z.B. Umwelt durch Fridays for Future, NaBu oder auch Greenpeace, Menschenrechte durch Amnesty International, Sterbehilfe durch DGHS und manche mehr.

Anderen Punkten wie einem qualifizierten Wertekundeunterricht, aber auch unserer Diskussionsrunde fehlen aber Vertretung oder Plattform, wenn sich nicht humanistische Organisationen darum kümmern würden.


Deshalb folgende Fragen:
Wie müsste eine humanistische Organisation sein, damit es attraktiv ist, Mitglied zu sein? Welche Leistungen müsste diese anbieten?

Was stößt an jetzigen humanistischen Organisationen ab, so dass mögliche Mitglieder verschreckt werden?

In welchen Punkten fühlt Ihr Euch als religionsfreie Menschen gegenüber religiösen Menschen benachteiligt?

Ich freue mich auf eine rege Diskussion
Wolfgang


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15.12.2020 20:40 (zuletzt bearbeitet: 15.12.2020 21:58)
avatar  Uhu
#2
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Uhu

RE: Profil und Angebote einer humanistischen Organisation

Hallo Wolfgang,
tatsächlich kenne ich eine Dame, die meinte: Ihr redet doch nur und macht nichts Praktisches!
Mir persönlich reicht erstmal das Miteinanderreden; es schärfen sich vielleicht dabei die Überzeugungen, um in schon bestehenden Initiativen auch praktisch einzustehen. Nun ja: vielleicht!

Ich finde unser Café Feuerbach eine Initiative mit gutem Potential. Sie ist aber nicht erst durch die Pandemie ins Stocken gekommen.

Zu Problemen mit der Religionslosigkeit kann ich nur etwas Exotisches beitragen: Im italienischen Dorf von Dori, meiner Frau, hätte ich gerne irgendetwas Ehrenamtliches gemacht; aber es lief natürlich alles über die katholische Gemeinde, auch ganz vernünftige Initiativen dabei...


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15.12.2020 22:10 (zuletzt bearbeitet: 15.12.2020 22:11)
avatar  bob
#3
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bob

RE: Profil und Angebote einer humanistischen Organisation

> Wie müsste eine humanistische Organisation sein, damit es attraktiv ist, Mitglied zu sein? Welche Leistungen müsste diese anbieten?

Community. Gemeinschaft. Das gilt, ob die Gruppe groß oder klein ist. Ob mensch das einfach auf "Leistungen" abbilden kann, weiß ich nicht.
Ich würde gerne wissen, wie es der "Feuerbach-Gemeinschaft" in Coronazeiten geht. Ist wer, der/die irgendwelche Hilfe braucht?

> Was stößt an jetzigen humanistischen Organisationen ab, so dass mögliche Mitglieder verschreckt werden?

Die Professionalität der Nürnberger. Mein Kopf sagt, das ist genau, was wir brauchen. Mein Herz kontert, das fühlt sich wie eine Kirche an. Ich habe das Dilemma für mich noch nicht gelöst.

> In welchen Punkten fühlt Ihr Euch als religionsfreie Menschen gegenüber religiösen Menschen benachteiligt?

Ich allgemein gar nicht. Im Gegenteil, ich zahle keine Kirchensteuer. :-)
Erst wenn ich von gewisse Situationen lese, werden mir Nachteile klar. Aber darum geht es mir nicht.

Weiters bezweifle ich, ob alle unsere Feuerbachler religionsfrei sind. Ein Mann hat sich mal als Evangelisch geoutet. Das ist okay und er fühlte sich wohl, denn wir sind ja 'religionsfrei'.

Bob


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16.12.2020 19:57 (zuletzt bearbeitet: 16.12.2020 19:57)
avatar  bob
#4
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bob

RE: Profil und Angebote einer humanistischen Organisation

Ich war jahrelang aktiv bei den European Unitarian Universalists und reiste zweimal Jährlich ins Rheinland oder nach Belgien, um an dreitägigen Veranstaltungen teilzunehmen.
In dieser Gesellschaft waren viele Flüchtlinge von anderen Religionsgemeinschaften, die hier eine neue Heimat fanden. Das störte nicht. Was mich störte, war deren Migration zu Spiritualität. Ich bin geflüchtet und war jahrelang nicht mehr dort.

Gemeinsame Basis ist sehr wichtig. Gemeinschaft auch.

Bob


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16.12.2020 22:47
avatar  bob
#5
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bob

RE: Profil und Angebote einer humanistischen Organisation

Was ich ganz klar erwarte/erhoffe ist Aktion, Umsetzung unserer Werte, Stellungnahme zu Themen im öffentlichen Diskurs, Beobachtung von Themen, die uns wichtig sind.


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19.12.2020 13:43
avatar  easy63
#6
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Mir geht es bei einer humanistischen Organisation darum, Kontakt mit interessanten Menschen zu finden, die bereit sind, sich auch mal über komplexere Themen auszutauschen. Auch gemeinsame Aktionen, aber auch Unternehmungen wie gemeinsame Wanderungen, Literaturabende, etc wären für mich von Interesse. Außerdem finde ich, dass die humanistischen Werte in der Öffentlichkeit viel zu wenig bekannt sind, bzw oft unter christliche Werte subsumiert werden. Ich denke zwar, dass viele Christen bei vielen Themen ähnliche Werte haben wie Humanisten, dass diese aber eigentlich eben humanistisch sind, da der Gottesbezug bei vielen Werten überhaupt nicht Voraussetzung ist. Deshalb wäre für mich auf jeden Fall eine Vertretung humanistischer Werte in der Öffentlichkeit, bei politischen Entscheidungen etc sehr wünschenswert.
Isolde


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19.12.2020 20:43
avatar  easy63
#7
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Benachteiligung erfahre ich natürlich ganz konkret dadurch, dass ich als Mensch mit einem sozialen Beruf sehr viele Jobangebote entweder nicht wahrnehmen kann oder halt in einer Kirche sein muss - das finde ich völlig anachronistisch. Man könnte z.B. auch einfach ein Leitbild mit den Werten des Trägers aufstellen, das man als Mitarbeiter unterschreiben muss - da braucht es ja nicht unbedingt den Glauben an Gott..keiner macht ja deswegen schlechtere Arbeit, weil er nicht an Gott glaubt...Und die sozialen Einrichtungen werden ja von allen Steuerzahlern finanziert und nicht nur von Mitgliedern der Kirchen.


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22.12.2020 21:36
avatar  humano
#8
hu

Zunächst einmal ist es sehr schön und gut für mich Teil dieses Forums des Humanistischen Treffpunkts zu sein.
Das finde ich für mich während des Lockdowns passend.
Das Profil ist ja das was wir schon machen: uns intensiv über wichtige gesellschaftliche Dinge unterhalten.
Weitere öffentliche Angebote sind im Moment nicht möglich.
Ich bin bei einer politischen Organisation.
Die Mitglieder sind meist älter.
Dort versuchen wir aber jetzt über die Sozialen Medien die jungen Leute zu erreichen.
Auf Facebook sind wir erfolgreich, auf Twitter leider nicht. Instagram funktioniert noch leider nicht.
Wenn wir jetzt Online-Veranstaltungen anbieten, können wir sie über die politischen Verteiler in München verbreiten,
z.B. über den Kalender des Münchner Sozialforums: kalender@m-sf.de
Nach dem Lockdown können wir Stände an belebten Orten aufbauen und unsere Ideen verbreiten.
In meiner christlichen Zeit hatten wir viel Publikum mit Theater am Stachus.
Wir können auch die Menschen mit Musik ansprechen.
Viele meiner Künstler*innen Freunde haben keine Auftrittsmöglichkeiten und damit kein Einkommen.
Wir sponsern Internet-Auftritte von Musikgruppen, die uns gefallen.
Das machen die Kirchen im Moment intensiv, siehe z.B. die ev. luth. Auferstehungskirche im Westend mit ihrem
Der 18-Uhr-Adventskalender West|adv|end|t: https://www.auferstehungskirche.de/westadvendt
Es ist nicht verboten die guten Ideen von den Kirchen zu stehlen.
meint humano vulgo Gerd


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02.04.2021 16:30 (zuletzt bearbeitet: 03.04.2021 00:03)
avatar  bob
#9
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bob

Religion verschmolzen mit "Kultur" nervt!

Als Antwort auf "In welchen Punkten fühlt Ihr Euch als religionsfreie Menschen gegenüber religiösen Menschen benachteiligt?" muss ich noch hinzufügen, dass die mangelnde Trennung von Kirche und Staat schon sehr die Nerven aufreibt. Vielleicht kommt euch das trivial vor, aber gerade zu Weihnachten oder Ostern geht es mir in Wortschatz und Datum (Zeitungen, BR) schon gegen den Strich.

So haben sich die Grünen mit den Kirchen geeinigt und kündigen gemeinsam eine Car-Woche an, die mit Grün-Donnerstag beginnt. Ja, das heilige Auto darf auch den Grünen nicht fehlen. Aber als Kompromiss wurde der Folgetag "Car-Frei-Tag" genannt. Nun, ein autofreier Tag ist besser als gar keiner. Aber dann fliegen sie nach Mallorca, fahren sie nach Istrien.

Mich interessiert auch bei den Nachrichten nicht, was der Papst macht!!
Und mensch kann sagen: initiieren, starten, beginnen, entstehen lassen, auslösen, entfachten, ... aber nneeeeiiiiinn, in Bayern heißt es "aus der Taufe holen".

Life of Brian
Diese Jesus-Parodie darf mensch in DE am Car-Frei-Tag nicht ansehen.
https://c.gmx.net/@330245432351398911/MTbbvlufSyK3MaPqNq8qMg
Quelle: https://www.reddit.com/r/de/comments/mio...religion_etwas/
Doch GMX empfiehlt den (unter anderen) Film: https://www.gmx.net/magazine/35681884

Lustige Geschichte: Über 6 Jahre verteilt hat eine Gruppe von jeweils 5 (aus 30) Roma bei mir in Österreich regelmäßig übernachtet.
An einem Abend bei Kälte und schlechtem Wetter suchte ich eine DVD für sie.
Ich fand nur eine DVD mit ungarischen Untertiteln: Life of Brian!
Die saßen so ernst davor, dass ich dachte, ich hätte sie zutiefst beleidigt (wollen wir doch nicht!).
Aber dann am Schluss, bei "Always look on the bright side of life", sind die im Lachkrampf am Boden gekugelt.
(Vielleicht haben die sich vorher so sehr auf die Untertiteln konzentrieren müssen.)


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11.04.2021 21:12 (zuletzt bearbeitet: 11.04.2021 21:13)
avatar  humano
#10
hu

Welche Literatur könnte eine Humanistin/ ein Humanist lesen/ kennen?
Vorschläge von humano:
Michel Onfray: Die reine Freude am sein, München Piper, 2008, 270 Seiten, antiquarisch
Michel Onfray: Wir brauchen keinen Gott, München Piper, 2007, 320 Seiten, antiquarisch
Philipp Blom: Böse Philosophen, München dtv, 2013 ff., 400 Seiten, antiquarisch
Richard Faber (Hrsg.): Streit um den Humanismus, Würzburg Königshausen & Neumann, 2003, 283 Seiten, antiquarisch


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11.04.2021 21:18 (zuletzt bearbeitet: 11.04.2021 21:19)
avatar  humano
#11
hu

Was unterscheidet uns im TPH von anderen bzw. verbindet uns mit anderen?
anderen Richtungen des Humanismus
Atheisten
Deisten
Freidenkern
Freimaurern
Freigeistern
etc.


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