Was ist der Mensch?

27.01.2021 18:32 (zuletzt bearbeitet: 29.01.2021 16:16)
#1
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Was ist der Mensch? - Eine humanistsch geprägte Antwort

Häufig wird in nicht klar getrennt in das Ist- und das Soll-Menschenbild

Ist-Menschenbild

Es gibt kein humanistisches Bild des Menschen so wie er heute existiert. Um dieses Ist-Bild zu beschreiben, greife ich deshalb auf die Wissenschaften zurück:

Der Entstehungsprozess wir im Wesentlichen durch die Evolutionsbiologie beschrieben. Die kulturelle Weiterentwicklung durch Psychologie, Soziologie, Geschichte, …

Das Gehirn des Menschen zeichnet sich durch eine hohe Veränderbarkeit in vielen Aspekten aus. Dies kann sowohl durch Prägung als auch durch Lernen erfolgen.
Ähnlich wie ein anderes Organ kann das Gehirn aber auch funktional eingeschränkt sein.
Unter anderem deshalb unterscheiden sich Individuen in dieser Gesellschaft so stark.

Die Entwicklung des Menschen ist durch die hohe Veränderbarkeit sowohl zum Positiven als auch zum Negativen aus Sicht einer Gesellschaft oder des Individuums möglich.
Unterschiedliche Individuen bewerten gleiche Erlebnisse unterschiedlich; teilweise sogar das eine das positiv, was das andere negativ bewertet.
Ebenso sind deshalb in gleicher Situation unterschiedliche Wünsche der Menschen zu erwarten.
Bestimmte Erlebnisse werden aber von fast allen Menschen ähnlich bewertet (Bedürfnispyramide).

Rationalität hat im Laufe der Jahrhunderte in vielen Punkten die Intuition ersetzt.

Der Mensch ist fähig zur Rationalität, gleichzeitig aber im hohen Maße gefühlsverbunden.

Die Spannung zwischen eigenen Wünschen (subjektivem Weltbild / Innenperspektive) und objektiver Wahrnehmung der Welt ist ein Bestandteil vieler Menschen.


Entwicklungsziel in einer humanistischen Welt / Ziel-Menschenbild

Voraussetzungen für ein von Humanismus geprägtes Leben sind m.E.:

Einverständnis mit der goldenen Regel(*), der Rest ergibt sich dann von selbst. Ein Perspektivwechsel eignet sich zur Prüfung.

Zur Anwendung der goldenen Regel sind aber nötig:
hohe Selbstverantwortlichkeit
starke Selbstkritik
starke Fähigkeit und die Bereitschaft, die Auswirkung des eigenen Handelns abzuschätzen
starke Empathiefähigkeit, um sowohl Intentionen als auch Gefühle der Mitmenschen/Mitwesen zu erkennen
starke Rationalität

die eigenen Bedürfnisse erkennen, kommunizieren und im Rahmen der goldenen Regel ausleben

Folgende These leite ich daraus ab:

Ein erfolgreicher Humanismus muss in seinen Ausprägungen an die in der Bevölkerung tatsächlichen Voraussetzungen angepasst sein und muss davon ausgehen, dass die anderen Menschen - so wie man selbst - die oben aufgeführten Voraussetzungen nur eingeschränkt mitbringen.
Nie wird es eine Gesellschaft geben, in der jeder freiwillig die goldene Regel als Basis nimmt, da durch die Varianz der angeborenen Gehirne und die gemachten Erfahrungen immer Abweichungen entstehen werden.

Unter obigen Bedingungen würde unser Verhalten zur maximalen Freiheit unter adäquater Berücksichtigung der Interessen der anderen Menschen / Wesen führen

(*)
Die Goldene Regel kann positiv formuliert werden:
„Behandeln Sie andere so, wie Sie von ihnen behandelt werden möchten!“
Negativ formuliert lautet die Regel so:
„Behandeln Sie andere nicht so, wie auch Sie selbst nicht behandelt werden möchten!“
(zitiert aus dem Kurs „So geht Humanismus)


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29.01.2021 12:44
#2
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Humanistisches Menschenbild - eine "Konkretisierung"

Häufige Fragen sind:
Ist der Mensch von Natur aus:
- eher altruistisch oder egoistisch?
- eher gut oder böse?
- eher sozial oder einzelgängerisch?
- eher intelligent oder einfach gestrickt?
- eher kritisch oder gutgläubig?
- eher Leitwolf oder Geführter?

Da bietet sich unter der Berücksichtigung der Evolutionsbiologie folgende Antwort an:
Der Mensch war in der Vorzeit ein Wesen, das in Kleingruppen gelebt hat und hat als Rudelwesen im Erbgut die Eigenschaften mitbekommen, die für ein Leben in überschaubaren Gruppen notwendig waren. Diese zeichnen ihn auch heute noch aus.

Mit der Einschränkung, dass diese Aussage nur für einen Großteil der Individuen gilt (zufällige Abweichungen sind eine der Voraussetzungen für den Evolutionsprozess) und dass der Mensch mit seinem Verstand und seiner Kultur stark von seinem ererbten Verhaltenspräferenzen abweichen kann.


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08.03.2021 19:36 (zuletzt bearbeitet: 08.03.2021 19:38)
#3
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Wie ist der Mensch möglich? Hans Blumenberg zum 100. Geburtstag

Radikaler Kritiker der Moderne – Der Philosoph Hans Blumenberg

Hans Blumenberg (1920 - 1996) hat eine ungebrochene Aktualität. Er kritisierte immer wieder die Reduktion des Menschen auf naturwissenschaftliche oder ökonomische Konzepte. Seine Anthropologie bestimmt den Menschen als ein Wesen, das sich mittels Symbolen, Sprache und Metaphern eine Welt schafft, in der das Vage, Undeutliche, das gerade Erahnbare und das Abenteuer Alternativen bieten.
(Titel und Beschreibung dem gleichnamigen Podcast von Franz Josef Wetz in SWR2 entnommen)

Radikaler Kritiker der Moderne – Der Philosoph Hans Blumenberg (SWR Audio)
https://www.swr.de/swr2/wissen/radikaler...-06-11-100.html

Hans Blumenberg zum 100. Geburtstag | Suhrkamp DISKURS
https://www.youtube-nocookie.com/embed/bL0-7sqmWRU

Hans Blumenberg posthum -- Der Preis der Wahrheit (Deutschlandfunk Audio) -- klicke auf das Pfeil unten links am Foto
https://www.deutschlandfunk.de/hans-blum...ticle_id=460072 (Artikel)

Zum 100. Geburtstag von Hans Blumenberg - Der ganz andere Philosoph (Deutschlandfunk Audio) -- klicke auf das Pfeil unten links am Foto
http://www.deutschlandfunk.de/zum-100-ge...ticle_id=480336


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21.03.2021 05:48 (zuletzt bearbeitet: 21.03.2021 05:49)
#4
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RE: Hans Blumenberg

Hallo Wolfgang, hast Du den Vortrag über Hans Blumenberg gehört?
Ich muss zugeben, dass das, was ich in Wikipedia über ihn gelesen habe, mich nicht gerade neugierig auf seine Philosophie macht.
Schon die Titel seiner Veröffentlichungen klingen mutwillig nebulös.
Dabei stimme ich durchaus zu, dass eine Reduktion des Menschen auf Naturwissenschaft und Ökonomie dem Menschen nicht gerecht wird.

KPK


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