Arroganz der Eliten - Warum die Überheblichkeit mancher Intellektueller nervt

05.02.2021 15:14
#1
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Arroganz der Eliten - Warum die Überheblichkeit mancher Intellektueller nervt

Beim Hören dieser Radiosendung hat sich für mich die Frage gestellt, ob nicht dieses Phänomen auch in unseren (humanistischen) Kreisen auch zutrifft und auch eine der Ursachen für die m.E. geringe Wirksamkeit humanistischer Ideen ist.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/arroganz-der-eliten-warum-die-ueberheblichkeit-mancher.1005.de.html?dram:article_id=491390

Menschen mit akademischer Bildung glauben oft, dass andere genauso gern nachdenken wie sie selbst. Diese Annahme ist lebensfremd und ein bisschen anmaßend, meint die Schriftstellerin Kerstin Hensel.


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05.02.2021 15:42
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#2
Gu

Hallo Wolfgang,

ich fühl mich ertappt...

Ich habe von dem Phänomen mal aus anderem Blickwinkel gehört. Die Journalisten Deutschland rekrutieren sich praktisch nur aus der intellektiuellen Elite. Insofern dominiert in den Leitmedien die Sicht der Elite. Wobei man hier nicht Elite mit einkommensstark gleichsetzen sollte. Auf den Journalisten lastet ein wahnsinniger Druck, da sich deren Branche auch radikal im Umbau befindet. Viele Journalisten arbeiten durchaus unter prekären Bedingungen.

Deiner These würde ich absolut zustimmen, ich versuch mal die Tage das Interview zu hören. Interessantes Thema. Danke für die Anregung.

Ich hatte die letzten zwei Jahren noch einen zweiten Gesprächskreis dessen Charme darin bestand, dass die meisten "einfache" Leute waren. Das hat mir durchaus einen neuen Blick auf die Welt aufgezeigt und mich hoffentlich ein wenig geerdet. Nur ein kurzer Einblick: unsere tollen Autos werden auch von Obdachlosen zusammengebaut, es gibt Leute, die sich keine Wohnung in München leisten können und im Auto schlafen. Rausgekommen ist das, als ein Abteilungsleiter einen seiner Mitarbeiter zweimal beim Essen "erwischt" hat. Formaljuristisch war das eine Steuerhinterziehung und der Mitarbeiter bekam eine Abmahnung.

Schönes WE und bleibt negativ
Guido


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10.07.2021 16:18
#3
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Hallo,
die Aussagen von Kerstin Hensel sind bedenkenswert.
Ja, die Welt sieht auch so aus, dass viele Menschen ihr Leben leben können, ohne viel Reflexion oder Selbstreflexion betrieben zu haben, zumindest für Außenstehende mag es so erscheinen, dass es nicht stattfindet.
Ich bekenne mich zu der Aussage, dass ich allen Menschen das Vermögen zur (Selbst-)Reflexion zuschreibe. Diese Aussage ist nicht gleich zusetzen mit "Menschen mit akademischer Bildung glauben oft, dass andere genauso gern nachdenken wie sie selbst." Es gehört doch nun wirklich nicht viel dazu, bei sich und dem eigenen Umfeld zu erkennen, dass andere Menschen zeitweise (oder phasenweise) nicht im gleichen Maße Zeit mit Nachdenken verbringen, wie man selbst es zur Zeit tut. Ich habe auch viele Jahre meines Lebens gelebt, ohne viel nachzudenken, aktuell genieße ich es, dieses tun zu können.
Und ich möchte zu diesem Thema eine Ausdifferenzierung einfordern. Ich vermute, es ist eine Konstante bei Menschen, dass die Menschen schon danach streben, nicht nur für Ihre Existenz tätig zu sein, sondern auch Zeit für Muße oder Erholung suchen. Und in dieser Zeit kann bei anderen geschaut werden, was sie denken, fühlen oder wie sie handeln. Dazu gibt es viele Kulturtechniken: Bücher lesen, Filme sehen, Radio hören, Kunst betrachten. Und es passiert in meinen Augen fast automatisch, dass das Gelesene, Betrachtete oder Gehörte in Beziehung zum eigenen Leben gesetzt wird. Nur, die Gelegenheiten, die Ergebnisse dieser Auseinandersetzung zu äußern mögen viele Menschen nicht haben, weil das Umfeld gerade nicht passt. Und vom so eher passivem Nachdenken zum wirklich aktivem Ausdrücken der eigenen Gedanken (wie hier in einem Forum) bedarf es einer größeren Anstrengung, die viele Menschen nicht auf sich nehmen oder nicht den Impuls hierzu verspüren, weil keine Motivation.

Und nun noch ein weiterer Punkt des Widerspruchs zu Kerstin Hensels Beitrag: Ich halte an der freigeistigen, humanistischen Forderung fest, dass jeder Mensch dazu aufgerufen ist, über sich und seiner Situation nachzudenken, weil jeder Mensch kann es.


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