Welcher Verlust beim Kirchenaustritt??

02.04.2021 15:40
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#1
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bob

Mein vorliegender Beitrag hat drei Teile, weil es den Werdegang einer Idee schildern soll.

Teil 1: Welcher Verlust???
Ich war am 10. März beim Online-Treffen dabei, habe mich aber in Wolfgangs Zusammenfassung davon gar nicht gefunden. Die Zusammenfassung umfasst ja nur die ersten zwei Absätze. Danach folgt Werbung für die Humanistische Vereinigung (was für mich auch okay ist, jedoch vielleicht nicht unter der Überschrift „Zusammenfassung“).
Nachdem Wolfgang sein Zeugnis zum Trennungsschmerz beim Austritt aus der katholischen Kirche geschildert hat, war kein besonderer Andrang auf die nächste Rednerrolle. Daher habe ich mich gemeldet und erklärt, dass ich nie Kirchenmitglied war und daher vielleicht diesen Schmerz nicht nachvollziehen kann. Ich stelle mir vor, dass der Austritt doch eine Befreiung und der Abschied von Heuchlerei und Widerspruch doch sowas wie Erlösung sein müsste!
Es stimmt schon, manche Redner danach schilderten ihren Verlust. Ich erinnere mich aber an einige Stimmen an dem Abend, die sich da nicht einklinken konnten. Darum war mein erster Teil notwendig. Und Humanismus soll die volle Breite abdecken!

Teil 2: Lässt mir keine Ruhe
Ist so ein Verlustgefühl/Trennungsschmerz universell (bis auf wenige Randerscheinungen, wie ich eins bin)? Nicht verzagen, Onkel Google fragen (nein, ich verwende startpage.com)! Und im Netz fand ich sofort Einklang. Ich erspare euch die Details der Recherche und verweise lediglich auf den wichtigsten Treffer: „Recovering from Religion“ (sich von der Religion erholen). Leider scheint alles derweil nur auf Englisch zu sein.
http://www.recoveringfromreligion.org
Die Organisation wurde vor 10 Jahren vom Psychologe Dr. Darell Ray gegründet. Sie hat derzeit 400 lokale Ortsgruppen um die ganze Welt. Brauche ich mehr Beweise, dass das Phänomen des Kirchenaustrittschmerz – wenn nicht universell – wenigstens sehr weit verbreitet ist?
RfR sieht sich nicht als Missionar für Atheismus. Die bieten emotionale Hilfe: „Du bist nicht allein.“ Ein begleitendes Säkulartherapie-Projekt hat 400 Therapeuten, 6000 Klienten. RfR bietet Training für Telefon-Hotline und findet säkulare Gruppen für Anrufer in deren Nähe.

Teil 3: Umsetzung
Aus USA kam schon eine Botschaft, dass mensch wenigstens zwei Personen braucht, um eine lokale RfR-Gruppe aufzubauen. Die Erwartungen sind auf der Website klar dargestellt.
Geboten wird Peer-Beratung (Chat-Gruppe, Telefon) nach verschiedenen Modellen bis hin zu professionelle psychologische Hilfe (Weiterleitung an säkulare PsychologInnen).
Meine Fragen:
• Wer wäre dabei? Wer sieht Potential?
• Wären unsere PsychologInnen und PsychotherapeutInnen dabei (kein Volontär)?
• Welche Hindernisse seht ihr?
Das soll die erste Anregung sein. Wenn Interesse besteht, werde ich mehr Infos einholen und sie posten. Es bleiben viele offene Fragen. Ich sehe in dieser Gelegenheit, etwas gemeinsam zu tun, eine Möglichkeit zur Weiterbildung der Gruppe.


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03.04.2021 11:36
avatar  Gabi ( Gast )
#2
Ga
Gabi ( Gast )

Es ist ja keine Schande unterschiedlicher Meinung zu sein,
wenn jeder zu seiner Meinung steht und diese nicht als allein gültige erklärt.
Außerdem können Menschen sich auch wandeln.
Und offenbar sind einige Menschen in der Gruppe, was Religion anbelangt, in einem Wandlungsprozess.
Das ist eine enorme Leistung, die ich nie auf mich nehmen musste,
weil für mich schon entschieden worden war.

In Bob's Aussage spüre ich auf der einen Seite Toleranz gegenüber dem Loslösungsprozess.
Auf der anderen Seite verstehe ich, dass er darauf pocht, wofür die Humanisitsche Vereinigung steht: für Anti-Religion.

Oder wenn ich es so ausdrücken darf:
Menschen, die sich schon ganz von der Religion gelöst haben, dürfen sich dort zu Hause fühlen!
Sie dürfen ihre Nicht-Religiösität frei aussprechen.

Das ist bisher leider nicht immer der Fall gewesen.
So ist wohl Bob's Erfahrung - und ich würde mich ihm darin anschließen.
Bei zu klaren Worten gegen Kirche/Religion wurde deutlich,
dass man "eine Grenze" verletzt hatte.
Dies wurde begründet mit den religiösen Gefühle der anderen.
Das ist ein Punkt, der mich immer ein bisschen an eine Mogelpackung erinnert hat,
wo etwas anderes drin ist, als drauf steht.


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04.04.2021 18:34
avatar  Gast (Gabi)
#3
Ga
Gast (Gabi)

Auf der Homepage der Humanistischen Vereinigung befindet sich eine Definition:
"Die Humanistische Vereinigung ist eine Weltanschauungsgemeinschaft und Interessenorganisation nicht-religiöser Menschen."
Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten mit der Kirche:
Sie begleitet - wie die religiösen Institutionen - die Menschen durchs Leben, vom Babyalter bis zum Tod durch alle Stationen. Sie beschäftigt sich mit den Humanistischen Werten und vertritt sie auch - wie zum Beispiel Toleranz.
Jedoch versucht sie zeitgemäße Antworten auf die aktuellen Probleme zu finden und klammert sich nicht an Althergebrachtes. Ihre Mitglieder werden zum selber denken ermutigt und nicht zum glauben.
In so einer Gemeinschaft erwarte ich mir, dass Tatsachen wie die Inquisition und oder Kindesmissbrauch in kirchlichen Häusern in angemessener Form diskutiert werden und kein Tabu-Thema sind.
Religiöse Menschen sind willkommen bei der HV, aber sie müssen das aushalten.
Auf der Homepage der HV steht dazu:
"Humanismus entwickelt Ideen und Initiativen, wie ein selbstbestimmtes und sinnerfülltes Leben zu verwirklichen ist. Obgleich es verschiedene Strömungen im Humanismus gibt, spricht er, so wie wir ihn vertreten, vor allem Menschen ohne religiöse Bindungen an - gleich ob atheistisch, agnostisch, freidenkend oder freigeistig."


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